Gestern hatte ich einen sonnigen Auftrag in Plön. Auf dem Rückweg stand die Sonne schon tief, als mein Blick die leicht hügelige Wiesenlandschaft entlang der B430 streifte. Plötzlich sah ich ein nicht bewirtschaftetes Feld und in nahezu perfekter Ausrichtung den Sonnenuntergang dahinter. Ich überlegte kurz, beobachtete den hinter mir fahrenden Verkehr, setzte bei nächster Gelegenheit den Blinker und wendete.
Direkt vor dem Feld nutzte ich einen schmalen Streifen zum Parken. Ich schnappte mir die Fuji X-E1 mit angesetztem 35mm und machte mich auf Motivsuche.
Als ich wieder ins Auto stieg, sah ich, dass ich 20 Minuten unterwegs war. Und spontan fragte ich mich, warum ich jetzt 20 Minuten Gräser und Blümchen fotografiert habe. Der Social Media Junkie in mir twitterte:
Bekloppter Stadtmensch steht kurz vor Plön an der Bundesstraße und fotografiert 20 Minuten am Wegesrand Grashalme im Sonnenuntergang. #ich
— rim_light (@rim_light) 11. Juli 2013
Die Resonanz auf den Tweet zur späten Stunde deute ich so, dass auch andere Menschen sich die Zeit genommen hätten. Es beruhigt mich zu wissen, dass ich offensichtlich nicht der einzige Bekloppte auf dieser Welt bin.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass die 20 Minuten drauflosfotografieren von Motiven am Wegesrand völlig ausserhalb meines Beuteschemas so gut wie ein Kurzurlaub war. Seele baumeln lassen, Abstand gewinnen vom müssen, einfach machen und nicht groß drüber nachdenken. (Letzteres geht mir der Fujiknipse eh echt gut.)
Ein fröhliches Lied pfeifend bin ich dann nach Hause gefahren…
Top!!!! Sowas gehört in die Kategorie “Sollte man viel öfter machen….”
Juhu! Ich bin wirklich nicht alleine…
>>>Ich überlegte kurz, beobachtete den hinter mir fahrenden Verkehr, setzte bei nächster Gelegenheit den Blinker und wendete.
soso. 😀
äh? Was ist daran jetzt so bemerkenswert?
verkehr beobachten und dann auch noch blinker setzen. vorbildlich – kenne ich nur nicht. 🙂
Wenn ich mich über das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer aufrege, muss ich es nicht nachmachen und habe die Chance, andere Dinge falsch zu machen 😉
Hahahahaha habe gerade herzlich gelacht! Schöner Artikel!
Die kleinen Dinge halt, die reißen es immer raus 🙂
Schönes Wochenende!
Schön, dass ich Dich zum Lachen gebracht habe.
Dir auch ein schönes Wochenende!
… frag mal Mlle L, was die davon hält, wenn ich alle 100 m ( nach ihrer Aussage ) rechts ranfahre, die Kamera schnapp und wild raushüpfe … “Was Du schon wieder gesehen hast” … und keine 30 Sekunden später “Uiiiii, ist das schön, wart mal kurz … ” 😉
Nebenstrecken rocken.
🙂 Da kann ich nur nicken…
Nein. Du bist nicht allein! Wie oft bin ich schon an der Ilmenau von Bardowick nach Lüneburg oder andersrum vom Rad gehüpft. Da kann man wirklich gute Szenen einfangen. Und ich freue mich immer wieder, dass das mein Arbeitsweg ist.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen: Seit Wochen beglückt mich jeden Abend auf der Heimfahrt durchs Holsteiner Land die goldene Abendsonne über wogenden Kornfeldern und ich hätte so gerne ein halbes Stündchen Zeit, um mich mit der Kamera hinein- oder zumindest an den Rand zu stellen. Ich weiß nicht, ob es in diesem Jahr besonders viele solche Abende gibt oder ob sie mir nur mehr auffallen als sonst. Also nach Deiner Geschichte nehme ich mir jetzt fest vor: Das nächste Mal steige ich aus und gönne mir die halbe Stunde Kornfeldschwelgerei. Denn wer weiß, wie lange das Korn noch auf dem Acker steht und die Abende golden sind.
Ja, mach das mal – es lohnt sich …
Anhalten? Nicht wenn beispielsweise eine Fähre erreicht werden muss. Aber bei zu erwartenden vorbeirauschenden Fotogelegenheiten werde ich gern zum “Russen” 😉 Hä? Auf entsprechenden Trips läuft eine superweitwinklige 70 Euro 720p “Hinter-der-Windschutzscheibe-Mini-Videokamera” mit. So wie es in der ehemaligen Sowjetunion üblich sein soll, derartige Kameras ständig im Loop mitlaufen zu lassen, um gegen fingierte Unfälle oder korrupte Polizisten eine Gegenbeweismöglichkeit zu haben. Kein schöner Anwendungsfall! Und Gott bewahre, dass ich dabei einen (eigenen) Unfall aufzeichen möchte!! Aber schöne Landschaftsabschnitte, Lichtstimmungen nochmal Revue passieren zu lassen und daraus das eine oder andere Zeitraffervideo zu schneiden: sehr gerne. Mein Beitrag zum Thema “Wegesrand”. Eine meiner Arten zu “foto- äh videografieren” 😉
Ralf
Oh, da tun sich Abgründe auf! Sehe schon den Mehrteiler im TV-Nachtprogramm “Ralfs schönste Autofahrten” … 😉
Diese Abgründe gab es tatsächlich 😉 Ein guter Bekannter berichtete von videofilmenden Pensionären, die ihre Kameras laufen ließen, was die Akkus hergaben, um die stundenlange Busfahrt dann umbearbeitet im “Nachbarschaftsfernsehen” zu präsentieren… HORROR pur!!! Man kann aus rund 500 km Lübeck/Südschweden aber durchaus unterhaltsame 15 min machen. Aber keine Angst, ich werde auf keinem Videoportal Leute damit drangsalieren 😉 Ok, das ist eben Video und nicht der gezielte Schuss mit sorgfältiger Standort-/Ausschnittswahl ins abend-sonnendurchflutete Kornfeld. Einigen wir uns auf Bildermachen 😉
Ralf