Regen prasselt mich aus dem Bett. Samstag 11:50 Uhr: frischer Kaffeeduft lockt mich an den Frühstückstisch. 12:20 Uhr ziehe ich mir unwillig eine Hose an. Zwanzig vor Eins treffe ich einen der netten Rasenheiler im Millerntor: „Endlich hat das Wochenende wieder einen Sinn.“ OK, die Winterpause ist wohl rum. Richtig Lust hatte ich nach der katastrophalen Leistung des Teams in braun und weiß beim letzten Auswärtsspiel nicht.
Und dann sehe ich eine taktisch gut aufgestellte Mannschaft vom FC St. Pauli, die gegen den Aufstiegskandidaten vom VfB Stuttgart Chancen erarbeitet. Das Spiel ist lange offen. Irgendwann in der zweiten Hälfte kippt es zugunsten der sympathischen Hamburger. Das Führungstor ist die logische Konsequenz. Ein Fehler genügt dann gegen den letztjährigen Bundesligisten, um sich nach einem Konter ein Gegentor durch einen Ex-Nationalspieler einzufangen. Letztlich gerechtes Unentschieden, mit dem ich vor dem Spiel mehr als zufrieden gewesen wäre.
Um aus dem Abstiegskampf raus zu kommen, ist das in diesem Moment natürlich zu wenig. Aber Angst muss bei dieser Spielanlage niemand haben. Die Punkte gegen „Mitbewerber“ um den Klassenerhalt sind dann auch wichtiger. Das werden dann die sogenannten 6-Punkte-Spiele.
Kurzer Schwenk ins Fotografische: die schwarz-weiß Bilder sind mit der alten, ersten Leica Monochrom gemacht. Vor dem Spiel sprach mich ein interessierter Fotografenkollege an, wie denn wohl das Bild aussieht. Denn er hatte den orangefarbenen Filter vor dem Objektiv entdeckt.
Die Stuttgarter Fans fallen bis auf einen kurzen Aussetzer von der Südbande eher positiv auf. Wechselgesänge „VfB“ „St. Pauli“ auf der Nord, korrekte Transparente – dachte schon es gibt ne neue Fanfreundschaft. Aber der sexistische Dreck darf auch endlich mal raus aus Fussballstadien – und Köpfen. Wir haben 2020 und nicht 1820.
Jetzt in Kiel, dann gegen die Topunsympathen der zweiten Liga – der Auftakt des Februars hat Lust auf mehr gemacht. Vielleicht doch gut, dass die Winterpause vorbei ist.