Selbst mit einem wirklich schnellen Laptop hat Lightroom Performance Probleme. Aber der Reihe nach. Als ich neulich meinen Beitrag über die verpasste Chance von Adobe für ein wirklich cooles Lightroom veröffentlich hatte, konnte ich nachher ein sehr angenehmes und erhellendes Gespräch mit Sven Doelle, Principal Business Development Manager für Adobe in Deutschland, führen. Folglich gab ich Lightroom nochmal eine Chance. Eigentlich sogar zwei Chancen: meine Liebste hat nun nämlich auch ein Cloud Abo und ist mit der Lösung sehr zufrieden. Eben noch bearbeitet sie ihre Fotos auf dem Laptop, wenige Augenblicke später sieht sie ihre fertig bearbeiteten Bilder auf ihrem Smartphone in der App. Sie ist sehr begeistert, denn sie hat nun automatisch ihre Fotos immer dabei. Für sie ist Lightroom gemacht.
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Für mich war durch die vielen interessanten Kommentare und Tweets, die ich zum Lightroom Post bekam, und eben durch das Gespräch mit Sven klar, dass aktuell (2019) nur Lightroom Classic in Frage kommt. Das ist etwas anderes als Lightroom und es wird noch etwas dauern, bis Adobe diese Verwirrung in der Namensgebung auflösen kann. Und es war bestimmt auch nicht hilfreich, dass Adobe nun das „CC“ aus den Namen weggenommen hat. Vereinfacht und stark verkürzt gesagt, ist Lightroom ein Omni-Device-RAW-Konverter in der Cloud, während Lightroom Classic die Desktop Variante für Profis ist.
Neue Erfahrungen mit Lightroom Classic
Ich war in meiner neuerlichen Herangehensweise mit Lightroom Classic dann wirklich offen, weil ich den neuen Struktur Regler auch tatsächlich sehr gut finde. Ich hatte mich damals mit Sven über diesen Regler in Capture One unterhalten und er hatte mich schon auf die kommende Umsetzung in Lightroom neugierig gemacht. Dieser Regler funktioniert anders als in Capture One, aber das ist nichts schlechtes. Für eine schnelle Retusche in Portraits erledigt er wahrlich großartiges. (Die Betonung liegt auf „schnell“.)
Nun habe ich aber oft große Mengen an Fotos zu bearbeiten und daher ist Performance oft wichtiger als besonders tolle Features. Schließlich gibt es an guten RAW Konvertern wahrlich kein Mangel. Ich nutze seit Jahren Capture One und wegen der nun hier gezeigten Lightroom Performance bleibt das auch so.
Messung mit Lightroom und Capture One
Zwei ganz einfache Beispiele veranschaulichen die Lightroom Performance Probleme. Dafür habe ich 181 Bilder importiert und die Zeit bis zum Fertigstellen der Vorschauen gemessen. Außerdem habe ich entsprechende Bilder in einer bestimmten Kantenlänge exportiert. Natürlich waren Quelle, verwendete Dateien, das Ziel und die Art des Exports vergleichbar. Hier die Tabelle mit den handgestoppten Ergebnissen.
Task | Lightroom Classic | Capture One |
181 Bilder importieren | 0:40 min | 0:12 min |
Vorschau erstellen | 1:40 min | 1:05 min |
181 Bilder verkleinert exportieren | 3:37 min | 1:30 min |
Für die gleiche Aufgabe benötigt Lightroom Classic also insgesamt fast 6 min, während Capture One schon nicht mal 2:50 Minuten verwendet. Das verdoppelt also selbst bei nur 181 Bildern die Verweildauer vor dem Rechner, ohne dass ich was machen kann.
Falls du mal einen ähnlichen Test durchführen möchtest, um meine Werte vergleichen zu können: ich habe RAWs aus Sonys A7RIII und Nikon Z7 verwendet. Als Hardware kam Apples neuer Macbook Pro mit i9, 8 Kernen und 32GB RAM zum Einsatz. Die Lightroom Performance Probleme treten auch durch den Lüfter in Erscheinung. Der bläst beim Export wesentlich länger und lauter als beim gleichen Task durch Capture One. Wobei das natürlich auch damit zu tun haben kann, dass die CPU bei Lightroom Classic eben auch deutlich länger arbeiten muss als beim Mitbewerber.
Mein Fazit zur Lightroom Performance
Wer regelmäßig mit vielen Bildern arbeiten muss, ist mit Capture One deutlich besser bedient. Das überrascht mich umso mehr, da die Massenbearbeitung von Bildern früher eher die Kompetenz von Lightroom war. Das Kopieren eines Bearbeitungsschemas auf alle anderen Bilder geht in Capture One genauso einfach wie in Lightroom. Und es funktioniert auch schneller, weil ja die Vorschauen schneller gerendert werden.
Sollte Adobe also tatsächlich neue Preise durchsetzen wollen, kennst du jetzt schon mal einen adäquaten anderen RAW Konverter. Einen Grund bei Lightroom zu bleiben, gibt es aus Performance Sicht, jetzt schon nicht.
Naja ich bin auf jeden Fall seit Jahren bei CaptureOne gelandet und vermisse LR nicht.
Szenario: Was machen wir denn, wenn sich Trump nach China Richtung Europa umdreht und anfängt Amerikanische Clouds zu verbieten?
Die Wahrscheinlichkeit dessen kann man selbst orakeln.
Ich find Lightroom ja auch lahm, aber was Du da gemessen hast, mag für Dich eine Rolle spielen, für mich sind die Zeiten von Import, Vorschauen und Export die sinnlosesten, denn bei diesen Sachen starte ich den Prozess und verlasse dann den Rechner bis der fertig ist.
Mir ist wichtig wie schnell ich ein Bild bearbeiten kann, wie zügig Lightroom auf Regler reagiert, wie schnell es zum nächsten Bild wechselt. Und hier ist Lightroom leider auch nicht besonders zügig.
Davon abgesehen, dass ich Bearbeitungsschritte nicht so richtig gut messen kann, ist der Hinweis auf die Dauer beim Rendern der Vorschau ja im Text gegeben. Du sagst ja auch selbst, dass Lightroom da nicht so zügig ist.
Allerdings hast du offensichtlich noch nie nachts um vier vor dem Rechner gewartet, bis die 500 Bilder vom Abendevent exportiert sind, die dann noch auf die Webseite des Kunden geladen werden müssen…
Ich weiß, ich hatte mich vor Jahren ja mal drangesetzt zu messen wie schnell Lightroom auf Regler reagiert um rauszufinden welche Komponenten welchen Einfluss haben. War sehr lehrreich, die Daten sind aber inzwischen veraltet.
Natürlich kenn ich solche Deadlines, aber zu der Zeit hatte ich entsprechend viel Rechenpower – exporte ließen sich auch in Lightroom gut parallellisieren, das Bearbeiten dagegen nicht.