Linhof Master Technik 4x5 auf dem Hamburger Dom Linhof Master Technik 4x5 auf dem Hamburger Dom

4mal Hamburger Dom am Karfreitag

Ich hätte als Titel auch 4mal5 auf dem Hamburger Dom wählen können. Dazu gleich mehr. Erstmal der Hinweis: Karfreitag ist der Hamburger Dom geschlossen. Das ist in einem säkularen Staat wie Deutschland schwer verständlich, aber vielleicht auch der Gründung des Hamburger Doms geschuldet. Schließlich heißt das dreimal im Jahr stattfindende Volksfest so, weil schon im 11. Jahrhundert Händler bei schlechtem Wetter Unterschlupf im (1804 abgerissenen) Dom finden konnten. Jedenfalls habe ich Karfreitag auf dem Dom nur Fotografen und Unwissende getroffen – vielleicht war der ein oder andere auch beides 😉

Beim geschlossenen Karfreitagsdom bin ich auf jeden Fall gerne. Diesmal bin ich mit der Linhof Super Technica V los gezogen, die ich schon viel zu lange nicht mehr in der Hand hatte. Du weißt nicht, über was ich rede? OK, hier ein Foto von dieser handlichen Kamera.

Linhof Super Technika V
Linhof Super Technika V – grob 40 Jahre alt und macht immer noch Fotos

Die verwendete Kamera

Dieses handliche Ungetüm ist für Planfilm der Größe 4×5 gemacht. Inch wohlgemerkt, also grob 9 mal 12 cm – das Negativ ist also größer als das Display deines Smartphones. 4×5 ist das kleinste Großformat und gerade mal doppelt so groß wie das Mittelformat bei 6×9, mit dem ich schon so viel Spaß hatte. Oder auch: der Crop-Faktor zum Kleinbild beträgt 0,3. Das verwendete 150mm Objektiv entspricht also grob 45mm beim Kleinbild und ist die Normalbrennweite. Da die Blende auch dem Crop-Faktor unterliegt entspricht dem 150mm f/5.6 Objektiv auf „Vollformat“ umgerechnet 45mm f/1.7.

Jedenfalls siehst du bei der Fotografie mit dem Großformat sehr schnell Fehler und kannst auch sehr viele machen. Das geht schon damit los, dass du jedes einzelne Negativ in einen einzelnen Schuber stecken musst. Im Dunkeln natürlich. Und wie erkennst du dann, wie herum du das Negativ einlegen musst. Immerhin gibt es eine Markierung im Filmblatt.

Die Entwicklung ist dann für Großformat relativ einfach, weil es von Jobo einen Entwicklungstank gibt, der nervig zu beladen ist, aber wenigstens bei Tageslicht die Entwicklung möglich macht. Bei noch größeren Negativformaten musst du dann in Entwicklungsbecken arbeiten – also bei absoluter Dunkelheit.

Da ich den Film jetzt auch schon mehrere Jahre im Kühlschrank liegen habe, nutzte ich nur die kleinstmögliche sinnvolle Anzahl von Negativen, die ich mit dem Jobo Tank entwickelt bekomme: 6 Bilder. Damit machte ich mich dann auf die Reise zum Hamburger Dom.

Meine Erlebnisse auf dem Hamburger Dom

Ich war sehr überrascht, wie oft ich gefragt wurde, wann denn der Frühlingsdom heute aufmacht. Sie hätten im Internet geschaut, aber keinen Hinweis auf die Schließung gesehen. Keine Ahnung, was die Leute lesen. Ansonsten waren ja nur Fotografen unterwegs. Die schauten beim Anblick meiner Kamera mal nickend, mal kopfschüttelnd. Ein interessiertes Gespräch ergab sich mit einem jungen Sony Pärchen, die fragten, wie viele Megapixel denn meine Kamera hätte. Die Frage konnte ich nicht beantworten, aber ließ beide durch den Sucher – äh auf die Mattscheibe – schauen. „Huch, das steht ja alles auf dem Kopf…“

Von den mitgenommenen 6 Negativen sind dann sogar 5 was geworden. Bei einem habe ich Idiot doch tatsächlich den falschen, hinteren Schieber aus dem Negativfach gezogen. Den Fehler hatte ich noch nicht gemacht, aber schon von gehört. Wie gesagt: mit dem Format kannst du viel falsch machen. Ein weiteres Motiv habe ich sicherheitshalber doppelt fotografiert, weil die Fahnen im Wind wehten. Bleiben noch vier Motive, die ich dir hier gerne zeige.

Was sonst noch von Interesse sein könnte…

Mit dem Ergebnis von grob einer Stunde Fotografieren bin ich zufrieden. Keine Meisterwerke, aber ein Anfang. Mein Kumpel Marco hat dann auf Twitter die Formulierung FPS neu definiert. Eigentlich steht das für Frames Per Second und beschreibt die höchstmögliche Frequenz von Auslösungen. Bei Marco wurde daraus dann Fotos pro Stunde – passt also. 4FPS mit der Linhof bei 4 Motiven ist schon ganz ordentlich – für einen Anfänger wie mich.

Verwendet habe ich den Kodak Tri-X 320, den es nur für Planfilm gibt. Belichtungszeiten gegen Ende des Nachmittags lagen zwischen 1/200s und 1/10s beim letzten Bild.

Was hier im Blog so gar nicht rauskommt, ist die Auflösung, die diese Negative ermöglichen. Bei dem Kettenkarussell kannst du schön die Schweißpunkte der Kettenglieder sehen. Damit wären wir wieder bei der oben schon mal gehörten Frage: „wie viele Megapixel hat denn die?“ Grob 300 Megapixel würde ich bei dem Film mal schätzen.

Jedenfalls bin ich glücklich, dass soweit sehr viel funktioniert hat. Hoffentlich dauert es bis zur nächsten Verwendung nicht so lange…

    1. Wie heißt es so schön: was interessiert mich mein Geschwätz von gestern 🙂
      Der analoge Virus hat mich schon vor längerem erneut erwischt…

  1. Ich denke, dieser Artikel ist wirklich gut geschrieben und ich bin froh, auf diesen Blog gestoßen zu sein. Ein Daumen hoch von mir. Ich kann einen Kommentar gehabt haben, aber ich denke, dass es spät ist. Unnötige Debatte: p

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