Neulich hatte ich das große Glück, Jacques Nkinzingabo kennenlernen zu dürfen. Er ist ein junger Fotograf aus Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, und er war ein paar Tage in Hamburg. Wir hatten ein sehr intensives Gespräch über seine Generation, die zum überwiegenden Teil ohne väterliches Vorbild aufwächst.
Jacques war erst 10 Tage alt, als sein Vater ermordet wurde. Schlagartig wurde mir mal wieder klar, in welcher Wohlfühlblase ich lebe. Und da sitzt man dann gemeinsam am Jungfernstieg, genießt die untergehende Sonne und wundert sich plötzlich, warum Menschen in Europa einen Hang zum Unglücklichsein haben. (Anders kann ich mir Wahlerfolge für populistische Parteien nicht erklären.) So viele Jahre ohne Kriege (Jugoslawien mal ausgenommen), sind ein wunderbares Geschenk. Klar, läuft auch hier nicht alles rund, aber Krieg ist eben doch etwas ganz anderes…
Unweit von uns saßen Flüchtlinge und wir kamen auf das aktuelle Fotoprojekt von Jacques Nkinzingabo zu sprechen und weswegen er auch immer wieder mal nach Europa kommt. „Looking for Freedom“ heißt sein Projekt, mit dem er zeigen möchte, dass in Europa zwar vieles besser als in Afrika ist, aber es noch lange nicht leicht für Flüchtlinge ist, in Europa anzukommen. Und das in doppelten Sinne: zum einen ist bekanntermaßen der Weg nach Europa nicht einfach, aber wenn du dann hier bist, ist das Leben auch nicht einfach…
Nun hat er auf seiner Webseite seine ersten Bilder der Serie „Looking for Freedom“ veröffentlicht, weswegen ich hier gerne darauf verweise. Jacques Nkinzingabo hat etwas zu erzählen und das wird in seinen Bildern deutlich. Ein sehr interessanter Mensch! Wenn du die Chance hast, ihn zu treffen, solltest du das tun. Er ist natürlich auch auf Instagram vertreten.
Das aktuell letzte Bild der Serie „Looking for Freedom“ zeigt auch genau unseren Blick an jenem Abend am Jungfernstieg.
Und weil es ein regnerischer Sonntag ist, schenke ich euch noch einen zweiten Link 🙂 Wie leben eigentlich Einwanderer aus Nepal in Hong Kong? Die Fotografin Olivia Lala zeigt dies anhand ihrer Fotos einer Familie mit zwei Kindern.
Technisches: mein Porträt von Jacques Nkinzingabo ist mit der Leica MP auf T-Max100 fotografiert. Verwendete Optik war das Zeiss C Sonnar 1,5/50mm ZM, der wunderbaren preiswerten Alternative zu einem Leica Summilux. Das Zeiss Sonnar ist eine alte optische Rechnung, weswegen es eine sehr schöne Zeichnung und Bokeh ihr eigen nennt, aber mit neuen Gläsern für hervorragende Schärfe. (Hier ein Amazon Affiliate Link für das Objektiv.)
Seht mich an! Mich. Stefan! ICH BIN SO TUGENDHAFT!! SEHT MICH AN!!!
Quatsch. Aber man kann doch trotzdem mal reflektieren und feststellen, dass es einem gut geht.
M., egal, was du gefrühstückt hast, teil es nicht mit anderen. Die Folgen des Konsums sind offensichtlich.