Als ich im März mit Viva con Agua und der Welthungerhilfe in Uganda unterwegs war, hatte ich das sehr große Vergnügen, den bekanntesten kenianischen Hip-Hop-Star kennen zu lernen: Octopizzo. Ein großartiger Mensch, der seinen Bekanntheitsgrad gerne für Menschen nutzt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Bei dem von Viva con Agua in Kampala – der Hauptstadt von Uganda – organisierten Konzert, bekam er Kontakt zu Flüchtlingen aus Burundi, ließ die Bühne für sie frei räumen und diese konnten ihre Musik aufführen und sich beim Publikum bedanken.
Falls dich der Text bis hierher verwirrt, kann ich das verstehen. In unserer europäischen Wahrnehmung wird gerne übersehen, dass es innerhalb Afrikas natürlich auch Flüchtlinge gibt. Nicht jedeR kann sich den finanziell aufwändigen Weg nach Europa leisten. Jedenfalls ist Uganda ein sehr beliebtes Flüchtlingsland, denn Flüchtlinge müssen dort nicht in Camps leben, sondern dürfen sich „frei bewegen“. Diese Dankbarkeit in Uganda leben zu dürfen, ist bei der Ansprache der Musiker aus Burundi bei eben jenem Auftritt in Kampala sehr deutlich geworden.
Octopizzo jedenfalls versucht Flüchtlinge zu unterstützen. Er war deswegen auch schon auf mehreren Konferenzen der Vereinten Nationen. Hier ein Foto von Octopizzo in der Nähe vom Mount Moroto – einer der Wiegen der afrikanisch-europäisch geprägten Menschheit.
Zurück zum Thema, das die Überschrift erahnen lässt: am 3. Dezember erscheint das neue Album von Octopizzo und diesmal ist ihm wirklich etwas besonderes eingefallen. Sein Album „Refugeenius“ hat er gemeinsam mit afrikanischen Flüchtlingen aufgenommen. Die erste Singleauskopplung gibt es nun vorab auf Youtube zu sehen. Mit dabei die Musiker MauMau aus Somalia und B-Happy J aus dem Süd-Sudan. Beide müssen derzeit im Kakuma Refugee Camp in Kenia leben.
Update 2.12.: Mittlerweile gibt es das nächste Video zum Album – diesmal von einem Musiker aus der Demokratischen Republik Kongo, welches absolut meinen Geschmack trifft. Ich freue mich nun wirklich sehr auf das Album „Refugeenius“.
Update 4.12.: Nun ist das Album draußen und beinhaltet viele schöne afrikanische Melodien. Interessanterweise ist es bei Amazon teurer als bei Streaminganbieter deiner Wahl. Toll, dass Octopizzo diesen Musikern eine Stimme gibt.
DR Kongo, Somalia und der Süd-Sudan sind Regionen, die wir sonst nur von schrecklichen Meldungen aus den Nachrichten kennen. Dank Octopizzo’s Projekt „Refugeenius“ bekommen wir nun eine andere Facette der Länder zu sehen, die sonst von den Elendsbilder der Zeitungen überdeckt wird. Danke dafür Octopizzo! Das Albumcover ist übrigens von Björn Holzweg entworfen worden, der ja auch an der Feldarena an der grauen Betonwand der Nordtribüne vom Millerntor ein heimeliges Nest malte.
Und weil wir gerade beim Thema Elendsbilder sind: nach zwei ausgebliebenen Regenzeiten in Äthopien steht das Land vor der nächsten Hungerkatastrophe. Aktuell wird darüber aber noch nicht berichtet, denn es gibt noch zu wenig Tote. Klingt hart, ist aber so. Die Medienlandschaft, unsere Wahrnehmung und damit auch die der Politiker reagiert erst, wenn es schreckliche Bilder vieler verhungerter Menschen gibt. Dabei könnten diese Katastrophen zumindest kleiner ausfallen, wenn rechtzeitig Hilfe da wäre. Es gibt genügend Hilfsorganisationen, die als seismisches Instrument die Informationen an Politik und Medien weitergeben. Meine Lieblingshilfsorganisationen kennst du ja…