In Deutschland muss Du Dich als Fotograf auf ein Thema spezialisieren. Hochzeitsfotografen fotografieren ausschließlich Hochzeiten, Fashion-Fotografen zeigen ihren Hochzeiten nicht, weil Art-Buyer, die den nächsten lukrativen Werbejob vergeben, sonst abgeschreckt werden. Eine sehr deutsche Herangehensweise: alles muss in Schubladen passen. Bei einer Phase One Veranstaltung habe ich einen Stuttgarter Fotografen kennengelernt, der zu vielseitig für deutsche Agenten war – und deswegen sehr glücklich ist, von einer französischen Agentur mit Fotojobs versorgt zu werden.
Klar, dass ich dieses Schubladendenken als jemand, der neben Sportfotografie wahnsinnig gerne Menschen fotografiert, nicht so toll finde. Zumal beide Arten der Fotografie ziemlich unterschiedliches Equipment benötigt. Natürlich auch eine unterschiedliche Methodik, aber diese zu erlernen ist kein Hexenwerk – und ich lebe ja nun schon ein paar Jahre ganz prächtig mit der Symbiose aus beiden Arten der Fotografie. Ein Glück, dass ich Auftraggeber um mich herum habe, die mir beides zutrauen. Danke dafür an dieser Stelle!
Darüber hinaus bin ich sehr erfreut, dieses Blog zu haben: da ist es mir erst recht egal, welche thematischen Schwerpunkte ich setze. Ich will einfach Spaß beim Fotografieren empfinden. Und als ich am Samstag mit meiner Liebsten Hand in Hand um die Alster spazierte und wir eine für uns zunächst unbekannte Entenart mit Nachwuchs entdeckten, war für uns klar, dass wir die junge Familie mit anderem Equipment noch mal besuchen wollten. Ich hatte nämlich nur meine Leica dabei und meine Liebste war mit einem Makro bewaffnet um die Alster gegangen. Konnte ja keiner ahnen, dass wir so was Süßes entdecken würden. Um Tiere in Deutschland zu fotografieren, zählt allerdings in der Regel nur Brennweite – die hatten wir beide nicht zur Hand.
Am Ostersonntag gingen wir also mit langen Brennweiten zurück an den Fleck an der Alster, an dem wir das nun von uns als Haubentaucher enttarnte Pärchen zuerst gesehen hatten.
Natürlich werde ich nie ein Tierfotograf werden, zu viel Respekt habe ich vor dieser Art der Fotografie, aber das Motiv lag vor unseren Füßen. Mein Vorteil ist, dass ich hier die langen Brennweiten aus der Sportfotografie zweitverwenden kann und einige Schnappschüsse des tierischen Alltags zeigen kann. Allerdings sind 400mm schon fast zu kurz, weswegen ich ausnahmsweise die D800e dahinter schnallte. Das gab mir die nötigen Reserven zum „digitalen Heranzoomen“. Mit den Bildern gewinne ich natürlich keinen Tierfotopreis, aber es war einfach eine schöne Zeit an der Alster. Das Jagdfieber nach dem passenden Schuss setzte auch hier ein…
Schau Dir das vorletzte Bild noch mal an: 1/1000s Belichtungszeit reicht nicht, um die Bewegung des Kopfs scharf abzubilden.
Falls Du das wunderbare Naturschauspiel mal sehen möchtest: Familie Haubentaucher befindet sich unweit des Restaurant Cliff nur wenige Schritte in nördlicher Richtung. Es ist sogar eine Parkbank dort, die zum Verweilen einlädt.
Sehr gute Fotos Stefan! Sie zeigen das ein Fotograf der sein Handwerk versteht, auch ohne Probleme in einem anderen Bereich sehr gute Fotos abliefern kann. 😉 Die Bilder kannst du ohne Probleme bei 500px Prime anbieten.
Danke, Frank!
Schön, dass du das typisch deutsche Spiel der Schubladen zum Thema machst und dich darüber hinwegsetzt. Ich habe oft den Eindruck, wir folgen viel zu selten dem Spaß und der Freude, die wir an Dingen empfinden.
Ein schöner Beitrag , sowohl mit Bild als auch mit Worten
LG Werner
Nicht dass die Haubentaucherfamilie jetzt so berühmt wird wie einst Knut 🙂
Hi Stefan, ich schließe mich Werner an, mag das Schubladendenken auch nicht und du zeigst, dass es auch ohne geht, super! LG, Conny