Der absolut unwissenschaftliche Test mit 50mm Brennweiten

Nein, ich habe keine Hauswand mit Ziegelsteinen fotografiert. Und dann im Titel schon gleich eine Lüge, denn es spielt auch das neue 58mm Objektiv von Nikon mit. Aber es hat mich einfach schon lange interessiert, wie sich das Noctilux gegen die wesentlich preiswerteren Nikon Linsen schlägt.

Denn schon als ich zum ersten Mal Bilder meiner Nikon mit dem AF-S 58mm f/1.4G Objektiv sah, wusste ich, dass ich das 50mm mit f/1.4 dagegen vergessen kann. Das verdeutlicht sogar mein kleiner unprofessioneller Test. Aber wie sieht das Ganze im Vergleich zum Leica Glas aus? Und das Ergebnis hat mich echt überrascht und zeigt, dass 50mm nicht 50mm sein müssen.

Ich habe also am Montag Abend mal eben die Eckfahne im Millerntor fotografiert. Total unspektakulär und schnell aus der Hand, aber trotzdem aufschlussreich. Um Unterschiede in den Kameragehäusen von Nikon und Leica möglichst auszuschliessen, habe ich die Bilder mit einem Preset von VSCO bearbeitet. Dies liegt in einer optimierten Version für Nikon und Leica vor und vermindert die Unterschiede in der Farbgebung der unterschiedlichen Gehäuse stark. Ich möchte schließlich die Objektive vergleichen und nicht die Kameras. Zum Einsatz kam die Nikon D4 und die Leica M. Die Bilder entstanden bei ISO200 und alle bei Blende 1.4. Die Belichtungszeit ist bei den Nikon Bildern 1/400s, die es bei Leica nicht gibt – daher habe ich dort mit einer 1/500s belichtet, aber eine Helligkeitskorrektur fand in Lightroom nicht statt. Die Objektivkorrektur habe ich in Lightroom ebenfalls nicht genutzt.

Die Ergebnisse und meine persönliche Meinung dazu:

Was niemanden, der das Objektiv selbst besitzt, überrascht: das flaue, gegenlichtanfällige AF-S 50mm f/1.4G von Nikon (Anklicken vergrößert alle Bilder)

Im Vergleich dazu das AF-S 58mm f/1.4G mit deutlich besserem Kontrast und gleichmäßigem, weichem Bokeh – und natürlich wegen der 8mm mehr Brennweite etwas anderem Bildausschnitt

Ich finde den Unterschied schon sehr frapant. Ich war mit dem 50er bisher nie so richtig glücklich und jetzt weiß ich warum und welche Alternative zukünftig den Weg in meine Kameratasche findet. Schau einfach mal auf die Flutlichter rechts und links, die beim 50mm Glas total überstrahlen und damit auch den Kontrast stark herabsetzen. Klar kann das ein schöner Effekt sein, aber dann muss er gewollt sein…

Last but not least: das Schmuckstück, das ich nicht bei Offenblende nutzte, sondern eben bei Blende 1.4 – wie auch die Nikongläser

Auf den ersten Blick auf dem Niveau mit dem Nikon 58mm Objektiv mit stärkerer Vignettierung, etwas geringerem Kontrastverhalten, ähnlich gutem Streulichtverhalten und ähnlichem Bokeh. Letzteres aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wird der Unterschied dann deutlicher – ich zeige dir deswegen mal eine 100% Vergrößerungen von allen drei Bildern in der aufgeführten Reihenfolge – das Leicabild ist leicht verkleinert, weil die M ein paar Pixel mehr als die D4 hat – dafür hat das 58mm Objektiv natürlich einen etwas anderen Bildausschnitt.

Das Bokeh des Nocti ist eben noch größer, weicher, flauschiger. Diese Unterschiede im Bokeh findest du sonst nur bei einer Verlängerung der Brennweite – dabei ist das Nikon die Linse mit der längeren Brennweite, würde ich die 8mm rausrechnen wäre der Unterschied noch deutlicher. Und das, obwohl ich beim Leicaglas die Blende gegenüber den Nikonlinsen schon um über einen Blendenwert geschlossenen hatte. Das sind gleich zwei Faktoren, die für das Bokeh des Nocti sprechen.

Andererseits will ich hier das Noctilux nicht schön schreiben: der Preisunterschied ist schon sehr heftig, auf dem Niveau sicherlich nicht gerechtfertigt und die meisten Leser werden schon beim Neupreis eines Nikon AF-S 58mm f/1.4G zusammenzucken. Dessen Mehrpreis zum „normalen“ 50er von Nikon finde ich allerdings völlig in Ordnung und kann den Kauf absolut empfehlen.

Das Noctilux überzeugt neben seiner optischen Eigenschaften eben auch durch die Qualität in der Fertigung, in seiner Haptik, seiner Schärfe und seiner eigentümlichen Bildgestaltung. Aber das habe ich ja alles schon erwähnt.

tl;dr Das Nikon 58mm Objektiv überzeugt in seinem Brennweitenbereich durch Kontrast- und Streulichtverhalten und seinem Bokeh.

  1. Nett…

    … aber neben der schnöden Preisfrage auch ein bisschen Geschmack. Ich finde die Flutlichtüberstrahlung des 1,4/50 AF-S eigentlich am schönsten. Interessant wäre dagegen noch das 1,8/50 mm AF-S gewesen. Rein von der Unschärfeanmutung/Überstrahlung. Mein 1,4/50 AF-S ist längst in der Bucht „versenkt“. Zumal es ein Exemplar war, das erst bei f/1,8 scharf wurde. Und dann brauche ich kein f/1,4 – na fast. Fürs Gefühl, und weil es preiswert war, tut es bei mir auch das erste 1,4/50 mm mit „Stangenantrieb“… Ohne „D“ und ohne gummierten E-Ring. Wobei mich da Jana Mänz inspiriert hat 😉 Auch wenn die mit „D“ fotografiert:

    http://jana-maenz.de/2013/05/ebook-landschaftsfotografie-50mm-rugen-eine-fotografische-winterreise/

    Und Brennweite? Nikons kurze Micro-(Makro-)Nikkore fürs 24×36 mm Format hatten immer schon 55/60 mm Normalbrennweite… Und das legendäre f/1,2 Noct eben 58 mm… Oder ohne Asphäre in 50 und 55 mm Version.

    Aber: Schöner Test im Gegensatz zu bescheuerten MTF- und anderen Diagrammen! Wenn du dir jetzt noch ein Otus leihst 😉

    Ralf

  2. Ein sehr schöner Vergleich. Ich frage mich, was das Nikon 50mm 1.4. jetzt noch in Deinem Koffer verloren hat. Aber mit einem 50er konnte Nikon ja bis jetzt noch nie richtig überzeugen – es scheint als ob das neue 58er aber endlich mal gelungen ist! Schön für Nikon-Nutzer, und wie ich finde eine sehr angenehme Brennweite, auch wenns nur 8mm mehr sind als bei nem Fifty, für mich ein optimaler Kompromiss als Portraitbrennweite, falls ein 85er mal zu lang ist.

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