we are traffic

Seit kurzem gibt es von zwei Freunden und guten Kollegen ein wunderbares Fotoprojekt: „we are traffic„. Björn Lexius und Till Gläser fotografieren Menschen und ihre Fahrräder. Klingt erst mal unspektakulär, ist es aber nicht. Entstanden ist diese Aktion aus der in Hamburg immer stärker frequentierten „critical mass“ Bewegung. Bei diesem immer am letzten Freitag im Monat stattfindenden Massenradfahren, machen ganz normale Radfahrer weltweit darauf aufmerksam, dass auch sie ganz normale Verkehrsteilnehmer sind.

Leider ist der Strassenverkehr besonders in industrialisierten Ländern doch sehr auf Autofahrer zugeschnitten. Schon als Motorradfahrer ist man gefährdet. Dort gibt es nicht umsonst den Spruch „Motorradfahrer töten nicht, sie werden getötet!“ Und ich weiß, was das bedeutet. Vor vielen Jahren bin ich am helllichten Tag von einem Linksabbieger einfach über den Haufen gefahren worden. An fast gleicher Stelle starb zwei Jahre später einer meiner besseren Freunde – übersehen von einem Linksabbieger. Einer der Gründe, wieso ich mein Motorrad irgendwann nur noch auf Rennstrecken bewegt habe und dann das Fahren ganz sein gelassen habe…

Zurück zum Thema: mehr als 15 Radfahrer können in Deutschland nach der Strassenverkehrsordnung einen sogenannten Verbund bilden – und als solcher nebeneinander herfahren und unter bestimmten Umständen auch rote Ampeln überfahren {sehr kurz zusammengefasst und keine Rechtsauskunft 😉 } Bei einer der letzten critical mass Fahrten waren in Hamburg über 1000 Radfahrer gemeinsam auf den Strassen. Ich habe am Wallringtunnel mal mein iPhone mitlaufen lassen.

Ich finde es wichtig, dass sich im Strassenverkehr wieder mehr Menschen auf den §1 der Strassenverkehrsordnung besinnen. Das heißt es im ersten Absatz

Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

Das ist – obwohl Juristerei – einfach und verständlich formuliert. Und gerade Autofahrer, die in einem geschützten Gefährt sitzen, sollten besonders viel Rücksicht walten lassen: denn alle anderen Verkehrsteilnehmer sind schwächer! So habe ich es zumindest bei meinen Fahrschulstunden damals gelernt. Und ich kann mich auch noch daran erinnern, obwohl  das nun wirklich schon eine halbe Ewigkeit her ist.

Für mich war es also Ehrensache, bei der Aktion von Till und Björn mitzumachen und für „we are traffic“ vor der Kamera zu stehen – obwohl ich mich deutlich lieber hinter der Kamera aufhalte. Daher konnte ich es auch nicht vermeiden, neben meinem Fahrrad auch noch etwas Fotoequipment mit ins Bild rücken zu lassen. Hier im Blog nur zwei Bilder des Shootings – alle Fotos von mir und meinem Fahrrad, das mich schon viele tausend Kilometer begleitet und dank 67er Rahmenhöhe bisher auch hin und wieder unabgeschlossen vor Dieben sicher war, gibt es auf „we are traffic„.

  1. Amen dazu!
    Ich fahre jeden Morgen 13km zur Arbeit und nachmittags zurück und gerade morgens bringt einen manchmal selbst defensivstes Fahren in Gefahr. In diesem Sinne:
    „Ständige Vorsicht, gegenseitige Rücksicht!“ 🙂
    (… was ein bißchen so klingt und etabliert werden sollte wie der sozialistische Freundschaftsgruß 😀

  2. „ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht“

    Da stehe ich 100% dahinter. Gilt aber für „Alle“ Verkehrsteilnehmer!

    Trotzdem würde ich mir als Fußgänger manchmal auch mehr Rücksicht wünschen – auch von Radfahrern. Insofern wäre ich bei einem „Critical Mass Fußgängerevent“ auch gerne dabei 😉

    Und als Fahrradfahrer und Autofahrer würde ich mir auch wünschen, dass alle Fahrradfahrer jetzt in der dunklen Jahreszeit mit funktionierendem Licht, Reflektoren und Helm unterwegs sind! Das gehört für mich auch mit zur „ständigen Vorsicht“

      1. Du kennst mich und ich bin immer bemüht neutral und fair zu sein und mir Argumente beider Seiten anzuhören – bzw. wenn ich selber betroffen bin mich auch in die Lage des Anderen zu versetzen.

        Und ehrlich gesagt fehlte es mir etwas an der Betrachtung das die Rücksicht auch wirklich für „Alle“ gleichermaßen gilt und hier nur die „Opferrolle“ der Fahrradfahrer den Tenor bildet. Das passt natürlich zu dem Event welches Du dokumentiert hast und natürlich ist der ungeschützte Radfahrer gegenüber dem Autofahrer einer größeren Verletzungsgefahr ausgesetzt. Aber selbst ein rücksichtsvoller Autofahrer hat mit dem Bauart bedingten Toten Winkel zu kämpfen, in dem ein Fahrradfahrer nun einmal ungewollt verschwinden kann. Ich denke das ich ein besserer und rücksichtsvollerer Fahrradfahrer geworden bin als ich gelernt habe Auto zu fahren.

        Fahrräder sind auch viel agiler und dadurch für Autos, Fußgänger und andere Radfahrer oft schwerer zu berechnen. Ein guter Freund von mir wurde von einem anderen Fahrradfahrer auf dem Radweg an der Alster umgefahren weil sich der andere Radfahrer nicht umgesehen hatte als er sich auf dem Radweg einordnen wollte (kein Schulterblick und er hatte auch Kopfhörer auf). Er war dann mehrere Monate arbeitsunfähig…

        Und wenn dann jetzt abends im Dunkeln Fahrräder ohne Licht und Reflektoren auf den Straßen unterwegs sind finde ich das weder für den Fahrradfahrer noch für die anderen Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll und vorsichtig.

        Ich würde mir wünschen, dass Autofahrer die mit dem Handy in der Hand erwischt werden (unentschuldbare Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr) ihren Führerschein für mindestens 1 Monat abgeben müssen. Bei Radfahrern ist m.E. das Fahren mit Kopfhörern oder ohne Licht im Dunkeln genau so unentschuldbar.

  3. Tja das leidvolle Thema Fahrradfahrer.

    Als Rennradfahrer hat man es auch nicht leicht in Hamburg. Mittlerweile wurde ich schon mehrfach angefahren oder vom Rad geholt und ich versuche möglichst rücksichtsvoll und defensiv zu fahren.

    Doch die meisten Autofahrer gucken einfach nicht, wenn Sie aus Ausfahrten kommen.

    Leider fahren aber auch viele Radfahrer äußerst aggressiv und hier müssen einfach beide Parteien mehr Rücksicht aufeinander nehmen.

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