Gestern blickte ich beim Zeitungskiosk meines Vertrauens in die aktuelle Mopo und war mal wieder überrascht: da druckt diese Zeitung tatsächlich mal wieder eins meiner Bilder. Passiert dort selten genug.
Ein Detail am abgedruckten Bild hat mich allerdings noch viel mehr überrascht. Der Ball. Der ist im Original nämlich nicht vorhanden. Weswegen ich das Bild fast gar nicht in die Agentur, über die meine Sportbilder verwertet werden, weggeschickt hätte. Ich habe sofort auf der Zeitungsseite geschaut, ob es einen Hinweis auf die Bildmanipulation gibt. Gibt es nicht. Tja, ist das nun ein Aufreger?
Diese Frage stellte ich bei Twitter und dort wurde dann sehr unterschiedlich diskutiert, vermutlich auch, weil niemand wusste, um welches Bild es sich handelte und was manipuliert wurde. Einer meiner Follower verwies auch auf §39 des Urheberschutzgesetzes, in dem sinngemäß steht, dass Bildmanipulationen nicht vorgenommen werden dürfen, ohne dies mit dem Urheber des Werkes abzusprechen.
Ich fasse kurz aus meiner Sicht zusammen: die Bildmanipulation macht aus dem Bild durchaus ein gutes Bild, aber sie verändert die Bildaussage komplett. Gerade auch mit dem geschriebenen Text. Auf dem Bild ist das Gegentor zum 2:1 für Hoffenheim beim Testspiel vor rund zwei Wochen zu sehen. Benedikt Pliquett greift leider ins Leere. Die gedruckte Version impliziert eine tolle Parade – und so steht es ja auch im Bildtext: „…erwischt den Ball noch mit den Fingern…“ Einen Ball, den es gar nicht gibt. Ist das schlimm?
Da sind wir mal wieder bei der alten Frage, wo eine Bildmanipulation beginnt? Erst beim Anschmeissen von Photoshop? Beim Einsatz von Dodge und Burn? Beim Wegstempeln von Hautunreinheiten? Beim Hinzufügen eines Balles?
So gering die einzelnen Veränderungen scheinen, so unterschiedlich sind sie doch. Das eine geschieht mit Einverständnis des Auftraggebers oder gehört zur künstlerischen Freiheit. Niemand erwartet zum Beispiel in einem Modeprospekt ein Bild, das die Wirklichkeit abbildet. Der hinzugefügte Ball allerdings wandelt zusammen mit dem geschriebenen Text die Bildaussage um. Darf das erlaubt sein?
Ich persönlich denke, dass an Nachrichtenportale – egal ob Print oder Web – härtere Massstäbe zu gelten haben. Derzeit gibt es nach meinem Kenntnisstand keine Verpflichtung von Zeitungen, Bildmanipulationen kenntlich zu machen. Einige schreiben allerdings trotzdem ein „M“ in eckigen Klammern dazu. Das finde ich gut. Für den Leser muss meiner Meinung nach ersichtlich sein, dass an einem journalistischen Bild etwas verändert wurde.
Allerdings sollte auch für alle klar sein: jeder der eine Kamera zum Auge führt, manipuliert schon das Gesehene. Findet der oder die Kamerahalter / -halterin die Situation für würdig, die Kamera überhaupt zum Auge zu führen? Welcher Standort wird gewählt, welche Brennweite, Belichtungszeit, Perspektive? Und das alles ist auch wichtig: gute Fotos nehmen eine Haltung zum Geschehen ein und zeigen diese auch – je deutlicher, umso besser. Das ergibt dann die ganz großen Bilder…
Hallo Stefan,
Ich finde das so etwas in einer Zeitung die das geschehene Berichtet auch keine Bildmanipulationen machen darf. Diesen Ball gab es nie, also warum dann noch mit einfügen?
Und sicherlich zeigt ein Foto auch nie das wirklich geschehene da man NIE die gesamte Kulisse einfangen kann um den Blick für das wesentliche zu behalten. Dies kann man nur „sehen“ wenn man dort war. Eine Manipulation findet hier jedoch durch den Fotografen nicht statt. Wenn jemand den anderen Spieler anspuckt dann war das eben so. Dabei ist es egal ob der Schiri das gesehen hat oder nicht.
Andere Frage: Wie sieht das aus wenn ein Redakteur das Bild zuschneidet und seinen Namen neben den deinigen setzt als Fotograf? Also z.B. Foto: Groenveld/Müller. Mir ist es passiert und ich habe mich darüber aufgeregt weil wie können 2 Personen eine Kamera bedienen?
Grüße
Moin Christopher,
das mit zwei Namen kenne ich nur mit dem Vermerk Fotograf/Montage. Ausnahme sind dann noch eventuelle Vermarktungswege.
danke Stefan für die schnelle Antwort.
Aber zählt ein Zuschnitt als Manipulation?
Eine Manipulation wäre es in meinen Augen, wenn die Bildaussage verändert werden würde. Nur leider ist es normalerweise so, dass der Redaktuer lange, bevor er die Bilder hat, das Layout festlegt. Da bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein Bild zu beschneiden. (Ausnahmen gibt es natürlich auch, wo lieber der Text gekürzt wird, um ein gutes Bild zur Wirkung kommen zu lassen.)
In dem Fall hätte ich kein Problem damit. So wie ich das sehe geht es da um einen allgemeinen Bericht über den Torwart. In sofern dient das Bild nur der Illustration. Es geht ja nicht um ein konkretes Spiel. Das wäre nicht OK.
Hallo Stefan,
diese Manipulation geht gar nicht. Erstens ist es ein krasser Eingriff in Dein Urheberrecht, der sicher auch nicht durch die stillschweigende Anerkennung allgemein üblicher redaktioneller Eingriffe wie etwa leichter Beschnitt etc. gedeckt ist.
Hier wurde das Bild missbraucht, um einen „Sachverhalt“ zu zeigen, der so nie stattgefunden hat. Das ist m.E. geeignet, um einen Verstoß gegen das Pressegesetz darzustellen. Der Leser wird hier bewusst getäuscht.
Abgesehen davon bringen solch gravierende Eingriffe mal wieder die Digitalfotografie in Verruf.
Allgemein finde ich, dass sich die Grenzen einer Bearbeitung nach dem Sinn und Zweck des Bildes richten. Bei künstlerischer Fotgrafie kann das bis zum starken Eingriff wie Wegstempeln oder Hineinkopieren etc. gehen. Bei Reportagefotografie ist die Grenze da erreicht, wo die Bildaussage geändert wird und/oder wesentliche Inhalte verändert werden.
Dem letzten Absatz Deines Artikels stimme ich voll zu, das sollte auch jedem bewusst sein.
Stefan hat das Bild (gehe ich mal von aus) über seine Agentur vermarktet. Möglicherweise gestattet ja auch der Agenturvertrag, dass das Bild bearbeitet werden darf. Denn sonst dürfte die Redaktion das Bild ja noch nicht mal ohne Stefans Einwilligung beschneiden.
Wie Du schon sagst, die Bildmanipulation fängt schon vor dem Auslösen an. Im Postprocessing kommt es dann halt darauf an, für welchen Zweck das Bild gemacht wurde, verfälsche ich die ursprünglich beabsichtigte Aussage? Gerade bei journalistischen Bildern geht das meiner Meinung nach gar nicht. Denn diese Bilder sollen ja die Wirklichkeit wieder geben und alles was über Belichtungskorrekturen und Sensorfleckenentfernung hinaus geht sollte man in diesem Bereich unterlassen. Letztlich verliert das Medium das ein solches Foto verbreitet auch seine Glaubwürdigkeit – wobei ich mir stellenweise schon die Frage stelle ob das heute noch jemanden interessiert.
Ich persönlich betrachte Fotos als zweierlei: entweder Zeitdokument oder Rohmaterial.
Berichtet die Mopo, um bei Deinem Fall zu bleiben, journalistisch nachrichtluch über eine Szene, ein Spiel, dann wird das Foto als Dokument verwendet.
Ist es Illustration eines Textes, der das Können und die Fertigkeiten von Bene bildhaft hervorheben soll, sehe ich Dein Foto als Rohmaterial, dass zu der gewünschten Illustration hin verändert werden kann.
Insoweit hier alles i.O. – ein Hinweis wäre in jedem Fall sinnvoll.
Das Bild von Benes Flugeinlage ist eins deiner besten. Vor allem der Gesichtsausdruck und der Blick nach dem (echten) Ball macht das Foto aus. Ein vorsichtiger Beobachter würde die Manipulation sofort merken, weil:
1. Der gefälschte Ball ist viel zu klein, wenn man sowohl die Perspektive als auch die Proportionen (z.B. zum Kopf) berücksichtigt.
2. Benes Augen sind nicht auf dem Ball, sonder weiter dahinter fixiert. Sie suchen eigentlich nach dem echten Ball.
3. Der Fakt, dass die Hand, fotografisch, den Ball zu berühren scheint, sagt nichts für den Ausgang der Situation aus.
Zum Thema „unerlaubte Manipulation“: wenn die „Wahrheit“ des Geschehens verfälscht wird, dann ist es nicht in Ordnung. Wenn das Bild oder dessen Ausschnitte benutzt werden, um was anderes (wie in diesem Fall) auszudrücken, dann sehe ich es nicht so kritisch. Da es sich um einen Ausschnitt handelt, hätte die ManipuliererIn einen (besser proportionierten) Ball hinter Benes Hand aufgebracht, wäre das Ganze halb so schlimm gewesen…
Ich denke auch, dass man das nicht machen kann. Mit der Bildunterschrift ist es eben _keine_ Illustration. Im übrigen finde ich „jeder der eine Kamera zum Auge führt, manipuliert schon das Gesehene“ nicht nur unsinnig (das Gesehene bleibt ja das Gesehene), sondern auch überstrapaziert. Natürlich bestimmt die Komposition das Ergebnis, aber ohne Post-Processing (ob in der Kamera oder durch den Benutzer) bleibe es doch eine Abbildung dessen, was zu diesem Zeitpunkt genau dort stattfand.
Dagegen! Allein schon, weil es die grundsätzliche Vertrauensbasis stört. Ich möchte ausschließlich authentische Fotos in Zeitungen und wenn manipuliert, dann bitte mit dem Hinweis „Serviervorschlag“ (so wie bei den Thunfischkonserven, die leckeres vorgaukeln…)
Meiner Meinung nach sollten alle Manipulationen an Bildern, die die Bildaussage erheblich verändern, ein no-no sein. Ob das bei Deinem Bild so zutrifft, ist eher grenzwertig, da der Betrachter automatisch einen Ball im Bild sieht – ob er nun da ist, oder nicht. Die Verfälschung wird ja auch eher durch den Text hervorgerufen.
Natürlich wirkt ein Bild mit Ball dann doch etwas besser und darum wurde dieser sicherlich auch einmontiert. Ein [M] als Kennzeichen wäre da aber schon nicht schlecht gewesen. Das sagt allerdings aber auch noch nichts darüber aus, was letztendlich manipuliert wurde.
Zu Analogzeiten haben wir eine ganze Schachtel mit Bildern verschiedener Bälle gehabt und bei Bedarf von der Technik einmontieren lassen. Ich möchte nicht wissen, bei wie vielen Bildern das heute digital auch noch immer gemacht wird. Das fällt dann wohl wirklich nur den Urhebern selbst auf.
Hallo,
ich persönlich denke, daß dies eine Illustration ist und daher keine schlimme Manipulation ist, aber es bleibt eine Manipulation! Von daher wäre es nett gewesen, wenn die Mopo Dich als Urheber darüber vorher in Kenntnis gesetzt hätte. Leider ist die Mopo nicht so nett. Vor ein paar Jahren hat die Mopo sich ein Foto aus unserem Forum geklaut und auf der Titelseite veröffentlicht, obwohl vorher vom Urheber dies ganz klar untersagt wurde! Vor Gericht bekam der Urheber dann 300 Euro. Der Mopo wurde jedoch nicht untersagt, dieses Bild erneut zu veröffentlichen oder dieses Foto in Ihrer Datenbank zu belassen. Warum sollte die Mopo sich also bei einem kleinerem „Vergehen“, wie die Bildmanipulation Deines Bildes fair und nett verhalten?
Ich glaube wenn der Layouter wüsste was er da für eine Diskussion ausgelöst hat, würde ihn sicher ganz anders in der Magengegend.
Da ich selber viele Jahre bei einer Zeitung als Layouter gearbeitet habe, will ich es mal aus seiner Situation schildern, ohne Anspruch auf Richtigkeit.
2MIN vor Deadline….so ein Mist, der Umbruch sieht auf der Seite noch Sche… aus, was tun?.
1:30 vor Deadline,… ok, hier noch schnell einen Ball reinmachen, gibt dem Bild noch mehr Dynamik und schwupps passt mein Zeilenumbruch wieder,…. super.
30 sec vor Deadline,… ok, der Ball ist zu klein, auch sonst,… aber Schei.. drauf die Seite steht,schnell noch ein BU einfügen…und weg damit. – Schweiß von der Stirn wischt – wieder mal geschafft.
So könnte es gewesen sein,… also ohne Böse Absicht, ohne den Hintergedanke der Bildmanipulation, einfach nur aus Layout Gründen.
Das wollte ich nur mal in die Runde schmeißen, ohne direkt in die ohne Frage interessante Diskussion einzugreifen.
In dem Sinne
Yosh
Liebe Güte ich finde das geht gar nicht! Und unter dem schlecht manipulierten Foto steht den Name! Aber wer bin schon ich…vielmehr würde mich deine Meinung interessieren. Die finde ich nämlich nirgends…
Liebe Grüße,
Heike
Wäre noch lustiger gewesen, wenn die Mopo das Bild für einen Bericht über den Torwart des HSV Handball genommen hätte. Dem Ball nach zu urteilen war das vielleicht auch schon angedacht 😉
So eine Manipulation zu unterschlagen unterscheidet m.E. gute Pressearbeit von schlechter…
Sehr interessante Diskussion.
Die inhaltliche Veränderung des Fotos empfinde ich nicht als sooo schlimm, wenn man dich vorher informiert hätte. Schließlich bist du der Rechteinhaber.
Bemerkenswert ist m.E: aber vielmehr der Umstand, dass sich bei der Bilderflut, die sich heutzutage in jeder Redaktion ansammeln dürfte und die nahezu jede erdenkliche Situation eines Fussballspiels erfassen dürfte, ein Mitarbeiter der Zeitung sich hinsetzt und die Veränderung manuell vornimmt. In letzter Konsequenz „spart“ dieses Vorgehen wieder einmal einen (zusätzlichen) Fotografen und ist eigentlich schon daher „zu verurteilen!
LG aus Berlin – http://www.sportblen.de
Bene Pliquett ist erst kürzlich ins Tor gerutscht, weil sich Philipp Tschauner verletzt hat. Das Bild ist vom ersten Spiel mit Bene im Tor. Leider gab es bei dem Testspiel wenig Chancen ihn adäquat abzubilden. Ich hatte zum Schluss eins quer und eins hoch.
Wieder einmal ein Beispiel einer Verhunzung eines guten Bildes. Tiefenschärfe geht bei der freistellung unter, Aussage wird komplett verfäslcht. Schade