So kurz könnte es sein, wenn da nicht die Polizei unerlaubt ins Spiel eingegriffen hätte. Daher gab es nicht nur jede Menge Transparente gegen einen Hamburger Polizeistaat im Stadion, sondern eben auch eine andere Situation auf der Süd. Etliche sonstige Südsteher und Singer hatten es vorgezogen vor dem Stadion gegen das Verbot von Kartenverkäufen an auswärtige Fans durch die Hamburger Polizei friedlich zu protestieren. Dadurch kam es im Stadion zu ungewohnten Supportkoordinationen. Großen Spaß hatte die Haupt, die Süd aufzufordern sich vor dem Wechselgesang erstmal hinzusetzen.
Mein persönliches Highlight war allerdings die Situation als ein Rostocker Spieler den Ball wohl mit dem Arm berührte, braun-weisse Spieler und Fans unisono „Hand“ riefen und Sekunden später Schiedsrichterassistent Stefan Glasmacher tatsächlich die Fahne hob. Kurze Rücksprache mit dem leicht ungläubig schauenden Schiedsrichter und es gab Freistoß. Es folgte der freundliche Ruf von der Haupttribüne: „Haste gut gemacht, Stefan!“
Nach dem Spiel habe ich dann versucht durch die Detlev-Bremer-Strasse ins Viertel zu kommen, aber das kurze Stück der Strasse zwischen Budapester und Clemens-Schultz wurde von einer behelmten Polizeikette hermetisch abgeriegelt. Der Umweg war in Kauf zu nehmen, der Grund für die Sperrung nicht ersichtlich. „Wir haben heute keine Lust auf Randale“, sagt der Polizist auf Nachfrage. Dabei war auf der Ecke nun wirklich alles friedlich. So friedlich, dass ich versucht war, ihm nach meinem Umweg von hinten auf die Schulter zu klopfen und zu fragen, ob ich denn nun durchgehen dürfte.
Ich habe jedenfalls noch nie so viele Polizisten bei einem Fussballspiel im Einsatz gesehen – auch nicht damals als der Vorstadtverein in der Stadt war.
Gespannt bin ich auf die faninterne Aufbereitung der Ereignisse, gestern gab es ja schon erste Texte. Eine Hamburger Journaille, die groß im Internet titelt, Sankt Pauli Fans hätten die eigene Kneipe angegriffen, kann ich jedenfalls nicht ernst nehmen. Da verlasse ich mich lieber auf die Leute, die auch wirklich dabei waren.