Schlechtes Blitzlicht

Es gibt nichts schlimmeres als direktes Blitzlicht von einem Aufsteckblitz oder – noch schlimmer – von dem kamerainternen Aufklappblitz. Dieses Blitzlicht ist der Grund, warum viele Menschen Blitze nicht mögen. Jeder sieht bei diesem Blitzlicht furchtbar aus. Die Regel lautet: auf jeden Fall vermeiden!

Diesen Blogpost wollte ich schon immer mal machen. Denn: was ist, wenn sich direktes Blitzen mit einem Aufsteckblitz nicht vermeiden läßt? Wenn es schnell gehen muss? Oder der Raum einfach so dunkel ist, dass der Einsatz von Blitzlicht notwendig ist und „entfesseltes Blitzen“ nicht möglich ist? Oder der Lichtassi sich gerade den Arm gebrochen hat… 😉

Also hier geht es nicht um anspruchsvolle Portraitfotografie, hier geht es um den schnellen Schnappschuss.

Ich habe schon mit vielen Lichtmodifizierern gearbeitet, um das für mich optimale Ergebnis zu finden. Optimal bedeutet, dass es nicht so sehr nach Blitzlichteinsatz aussieht und die Lichtausbeute aus dem Blitzlicht langes arbeiten mit einem Satz Batterien ermöglicht. Deswegen halte ich auch nichts von einem sogenannten Blitzdome, denn der wirft Licht in den ganzen Raum – das stört die Personen, die hinter dem Fotografen völlig unnötig angestrahlt werden und ist deswegen nur effektiv, aber nicht effizient.

Im Nachfolgenden habe ich verschiedene Möglichkeiten des Arbeiten mit einem Aufsteckblitzes ausprobiert. Dabei stand der fotografierte Kopf ca. anderthalb Meter von der Kamera entfernt und ca. einen halben Meter von der weissen Wand. Die Kamera ist eine D7000 mit 50mm Objektiv – also Cropsensor mit Verlängerungsfaktor 1.5.

Achtet bei den Bildern einfach auf die Größe des Schattens, der Helligkeit vom Lichtfleck auf Brille und Hocker, sowie auf den Übergang zwischen Licht und Schatten – zum besseren Erkennen des Effekts zeige ich oben immer ein Komplettbild und unten einen entsprechenden Ausschnitt. Der Weißabgleich war konstant auf „Blitz“ gestellt, so dass die Effektivität des Blitzes recht leicht an der Farbverschiebung zu sehen ist – je weiter weg vom grau, umso mehr Licht wird gestreut, kommt also z.B. über den Holzfussboden erst zum Objekt. Das ist im realen Einsatz vor allem ein Problem bei hohen Decken oder gefärbten Decken.

Noch ein paar Anmerkungen zu den verwendeten Modifizierern, die nicht im Lieferumfang eines SB-900 enthalten sind. Zunächst der Rogue Reflektor, der mit vollem Namen Rogue Flash Bender lautet und von expoimaging kommt. Es gibt ihn in drei Größen und demnächst wohl auch mit silbernen und goldenem Zusatz zum Anbringen auf die Reflektorfläche. Ursprünglich wurde das Prinzip von David Honl entwickelt, aber dessen Reflektor hat keine biegsamen Stäbe, die den Reflektor in einer Position halten. Ich hatte zunächst das Original von Honl im Einsatz, aber die fehlende Steifigkeit war bald ein Ärgernis. Trotzdem fand ich das Prinzip sehr effektiv und habe mir deswegen den Nachbau gekauft. Ich arbeite gerne bei größeren Veranstaltungen mit ihm, denn er ist robust und macht direktes Licht etwas angenehmer als den Einsatz des Blitzes nur mit den mitgelieferten Diffusoren.

Der Speed Grid von David Honl ist wunderbar für Vignetten oder um das Licht über weite Strecken bringen zu können. Ich habe ihn zum Beispiel bei meinem Bild von Hamburgs Blogger Kiki eingesetzt, denn hier stand der Blitz ca 20m weit weg und damit an der Grenze der Entfernung, die ein Blitz ausleuchten kann. Dabei hatte ich den Zoom des SB-900 zusätzlich noch auf 200mm gestellt.

Für den Einsatz vom Speed Grid und auch von der Lumiquest Softbox III wird Klett an den Blitzen benötigt. Dafür verwende ich die Klettstreifen von David Honl, denn die sind reversibel und rutschfest – heißt: ich verwende die Klettbänder nur, wenn ich sie für einen Lichtmodifier benötige und ansonsten klebt nichts auf meinen Blitzen.

Die Lumiquest Softbox III macht herrlich weiches Licht und wenn ich nah an die Personen rankomme, nutze ich die Softbox gerne. Problem ist nur, dass der Klett nicht besonders gut hält. Habe schon Kollegen gesehen, die zusätzlich einen Gummi verwenden, um den Diffusor auf dem Blitz zu fixieren. Und noch ein Zusatztipp: die Weichheit des Lichtes kann durch den Einsatz eines Diffusors (z.B. Lastolite Trigrip-Diffusor) noch verstärkt werden – so wie es Joe McNally bei diesem Bild auf seinem Workshop gezeigt hat.

Und bei diesem Bild siehst Du dann auch, dass das sogenannte „entfesselte Blitzlicht“ immer besser aussieht als das Licht direkt auf der Kamera. Du kannst die Qualität des Lichts schon dadurch verbessern, wenn Du auf Deine Kamera eine kleine Festbrennweite schraubst und den Blitz in der linken Hand hälst und auf den Menschen richtest, den Du fotografieren möchtest. Für die Verbindung zwischen Blitz und Kamera empfehle ich ein SC-29. Dieses Spiralkabel überträgt das TTL Signal zum Blitz und hat außerdem einen Entfernungssensor an der Kamera. So kannst Du sehr einfach das TTL Signal nutzen und auch bei völliger Dunkelheit fotografieren (Nikon Kamera auf AF-S einstellen nicht vergessen!). Ich habe so den überwiegenden Teil der zweiten Gadget Night fotografiert – in den Reflektionen kannst Du die Lumiquest Softbox III erkennen.

Die beschriebenen Lichtmodifier sind super portabel und passen in viele Kamerataschen. Ich habe hier in dem Blogpost ausschließlich auf die Originalwebseiten verlinkt, aber ihr bekommt die Artikel auch in Deutschland – ich möchte aber keine Kaufempfehlungen aussprechen und nehme auch an keine Affiliate-Programm teil. Also sucht bitte nach dem Artikelnamen bei dem Händler eures Vertrauens. Die Preise unterscheiden sich eh nur marginal.

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    1. Bei den ganzen Lumiquest Lichtformern – mit Ausnahme der Softboxen – ist mir persönlich die Blitzfläche zu klein und daher die Schatten zu hart. Mir persönlich gefällt da das Konzept von dem Flash Bender besser.

  10. Hi Stefan, schöne Blitzreihe.
    Die Lumiquest Softbox kommt ja wohl am besten weg.
    Eine alternative zum Roguebender ist immer noch die HonlPhoto Speed Snoot, 8″ Regular,da sie innen Silbern oder Gold ist, dadurch ist der Lichtverlust nicht so hoch.
    Ach ja ich sage nur BRILLE, scheint ja dein Thema zu sein, wobei die hier ja mehr Richtung Blues Brothers geht. 😉 😀

    LG

    Frank

    1. Wie gesagt, Frank, der Speed Snoot ist der Vorgänger vom Rogue FlashBender, aber durch die fehlenden Verstärkungen nicht ganz so unbedenklich verwendbar. Ich hatte den ja vorher im Einsatz und Du kannst Dich nicht drauf verlassen, dass er immer aufrecht steht. Da ist der FlashBender wirklich eine gelungene Weiterentwicklung – und dafür soll es ja auch demnächst reinklettbare Silber- bzw. Goldfolien geben.

      1. @Stefan Groenveld,
        ..wer lesen kann ist klar im Vorteil!
        Die Stelle wo du dies erwähnst hatte ich geflissentlich überlesen.
        Mal eine andere Frage, ist der Roguebender nicht zu schwer durch die Flexistäbe?

        LG
        Frank

        1. Ähem… da hängt im Regelfall eine D3 drunter. Meinst du, dass mir da ein paar Stäbchen gewichtsmäßig auffallen würden? 😉
          Ich schaue mal, ob ich die beiden Alternativen heute abend auf die Waage legen kann…

        2. @Frank, So – ich habe beides mal auf eine ungenaue Waage gelegt. Honl kommt auf 40Gramm und der FlashBender auf 140Gramm. Ein für mich überraschendes Ergebnis, denn soviel schwerer hätte ich den FlashBender nicht eingeschätzt.

  11. Pingback: Michael
  12. Na, wenn mein Lichtassi sich gerade den Arm gebrochen hat, muss halt mal der Luft-zu-Fächler ihn vertreten!

    Trotzdem:
    Interessante Vergleichsreihe.

    Am besten kommt eben doch das letzte mit Durchlichtschirm.
    Ansonsten könnte ich mich noch mit der Softbox anfreunden.

  13. Pingback: frapelo
  14. Hey Stefan, erstmal kann ich mich den Anderen nur
    anschließen: toller und interessanter Artikel. Das man beim
    indirekten Blitzen, diesen um z.B. eine Blende nach oben
    korrigieren muss, habe ich auch schon festgestellt. Ich frage mich
    dann allerdings immer und jetzt ebenfalls: warum? Ist es nicht
    gerade der Sinn und Zweck der TTL-Messung, dass die Blitzlichtmenge
    die am Objekt ankommt gemessen wird. Beim indirekten Blitzen müsste
    der Blitz dann doch normalerweise automatisch heller blitzen,
    sodass das Objekt wieder korrekt belichtet ist. Lieben Gruß
    Alex

    1. @Alex, danke für Deine Frage. Sie weißt auf eine Ungenauigkeit in meinem Text hin. Ich hatte den „BL“ Modus (Aufhelllicht) eingeschaltet, der das Umgebungslicht stärker mit in die Lichtmengenberechnung einbezieht – und den Du vermutlich die meiste Zeit nutzen wirst.
      Wenn Du den „BL“ Modus ausschaltest, wirst Du auch ohne EV Kompensation mit zum Beispiel der Softbox die gleiche Lichtmenge am Objekt bekommen wie ohne Softbox.
      Sprich: die Funktionsweise, die Du von TTL erwartest, funktioniert auch so – wenn TTL eingeschaltet ist. TTL BL funktioniert eben anders und dann musst Du bei Blitzmodifiern nachregeln, weil das Licht mehr gestreut wird. Alternativ könntest Du auch die Spotmessung verwenden, denn da funktioniert TTL BL automatisch nicht.
      Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. Am Besten, Du probierst es einmal selbst aus.

      1. @Stefan Groenveld, mein SB900, das unbekannte Wesen. Ich hoffe, wir nähern uns auf dem Workshop etwas 🙂 Das mit dem BL ist so ein Ding, da kämpfe ich echt noch mit. Auch wenn der Workshop natürlich nicht Nikon-spezifisch sein soll, vielleicht bleibt am Rande etwas Gelegenheit auf solche Sachen einzugehen. Und vermutlich gibt es bei den anderen Herstellern ähnliche Funktionen.

        Vielen Dank für diese Vergleichsreihe, sie hilft mir auf jeden Fall sehr weiter.

      2. @Stefan Groenveld, Perfekt, dass ist es! Habe den „BL“ Modus so gut wie immer aktiv. Und Jetzt weiß ich auch, warum es ab und zu ohne Korrektur klappt.
        Vielen Dank!

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  22. Wow das daß geschlagene 100 gramm sind hätte ich jetzt auch nicht gedacht, so summiert sich die ganze Ausrüstung immer mehr, aber manchmal heiligt der Zweck die Mittel.

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