Sonntags gibt es hier seit vielen Wochen die Vorstellung eines Fotografen. Heute, am 11. September 2011, kann ich das nicht. Vor 10 Jahren hat ein Ereignis die Welt nachhaltig verändert. Ich weiß noch, wie mich ein ehemaliger Kollege anrief und sagte ich solle das Fernsehen anmachen, da wäre gerade ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen. Ich dachte an einen sehr unglücklichen Unfall und schaltete den Fernseher ein und konnte live sehen, wie ein zweites Flugzeug in den anderen Turm des World Trade Center flog. Ich habe lange gebraucht, bis ich verstanden habe, was ich da gesehen habe. Den Fernseher habe ich erst spät in der Nacht ausgeschaltet…
Es passieren tagtäglich irgendwo auf unserer Welt Gräueltaten, die wir uns nicht vorstellen können – und oftmals auch nicht vorstellen wollen. Ohne Bildjournalisten würden wir von vielen Dingen gar nichts mitbekommen. Viele riskieren ihr Leben, um uns zu zeigen, was draussen passiert. Es ist für mich deswegen die höchste Form der Fotografie. Die besten Fotografen vereinigen visuelle Kraft mit einer bemerkenswerten Lebenseinstellung.
Bei meiner Suche zu Bildern für diesen Blogpost bin ich auf das Bild von Patrick Witty (nur auf der Startseite als „Teaser“ für diesen Blogbeitrag zu sehen) gestossen und erkannte sofort das Café an der Ecke, in dem ich im März diesen Jahres kurz nach meiner Hochzeit saß und das Leben wunderbar war. Wie dicht Extreme des Lebens manchmal zusammen liegen können…
Ich kann mich noch gennau an diesen Tag erinnern. Ich saß zusammen mit den Kollegen in der Redaktion um meinen Rechner rum und alle paar Sekunden tauchten neue Bilder auf dem Server auf. Es war irgendwie alles irreal.