Ui! Was für ein sperriger Titel!
Die Überschrift zu diesem Beitrag ist allerdings als These zu verstehen, die ich nun mit einem einfachen Beispiel erläutern werde.
Bei meinem Workshop versuchte ich überzeugten „available light“ Fotografen zu verdeutlichen, dass ein Systemblitz kein natürlicher Feind schöner und interessanter Fotos sein muss. Vielmehr eröffne ich mir durch die Nutzung eines Blitzes weitere Möglichkeiten – wenn ich ihn richtig einsetze!
Dies zu beweisen kam beim Workshop etwas kurz, weswegen ich einen Fotowalk als Erweiterung anbot. Letzten Sonntag trafen sich Nils, Frank, Stefan, Christian, Martin und Sören mit mir an den Landungsbrücken und bei superlangweiligem Nebellicht probierten wir „Blitzen mit Umgebungslicht“ aus. Anfänglich sah das so aus und führte zu den üblichen Katastrophenbildern.
Außerdem war ich nach kürzester Zeit blind.
Sobald Blitze aber „entfesselt“ – also von der Kamera befreit – genutzt werden, können deutlich interessantere Ergebnisse herauskommen. Und dafür wird gar keine große professionelle Lichtanlage benötigt. Systemblitze können viel mehr, als Du zunächst vermuten magst.
Sören stellte sich netterweise als Model für einen einfachen Versuch zur Verfügung. Zunächst also das Bild bei „available light“ – ziemlich langweilig, oder? Und ohne Sören wäre es noch deutlich langweiliger!
Vielleicht kommst Du als „available light“ Fotograf gar nicht auf die Idee, hier ein Portrait machen zu wollen. Allerdings unterstützt das nur meine These, die im Titel dieses Beitrag angegeben ist: mit Blitzlicht kann ich meine fotografischen Möglichkeiten besser nutzen.
Vielleicht kommst Du als „available light“ Fotograf auch nicht auf die Idee, mitten an einem nebeligen Tag an dem die Sonne keine Spannung zwischen Licht und Schatten bringen kann, ein Portrait zu machen. Aber was, wenn Du auf den Zeitpunkt des Shootings keinen Einfluss hast? Dann ist es doch toll, wenn Du mit Blitzlicht Deine fotografischen Möglichkeiten besser nutzen kannst.
Also zauberten wir kaum zwei Blitze später ein stimmungsvolles Portrait auf die Mattscheibe meines Kamerabodys.
Außerdem ist bei diesem Bild toll, dass es fast „out of cam“, also unbearbeitet, ist. Ich habe in Lightroom lediglich das Schwarz von dem standardmäßigen Wert 5 auf 15 angehoben und unter Effekte die Vignettierung auf den Wert -15 gestellt. Wenn ich nicht die Objektivkorrektur aktiviert hätte, wäre dieser hohe Wert gar nicht nötig gewesen. So oder so – der nachträgliche Bearbeitungsaufwand hält sich folglich sehr in Grenzen. Die Zeitersparnis bei der nachträglichen Bildbearbeitung ist ein absoluter Vorteil beim kontrollierten Steuern von Licht.
Wie dieses Bild entstanden ist? Nun, es ist wirklich wundervoll, wenn ich zwei VALs zur Verfügung habe. Du kennst den Begriff VAL nicht? Nun, das heißt voice activated lightstands – Lichtstative mit Spracherkennung! 🙂
Als ich die Location sah, schwirrte sofort ein bestimmtes Lichtsetup vor meinem geistigen Auge. Und ich wusste, dass eine Umwandlung in Schwarzweiß dem Bild den letzten Schliff geben würde.
Wegen solcher Erfahrungen nutze ich gerne meine Blitze und habe immer mindestens einen in meiner Tasche.
Und wie findest Du meine These von der Erweiterung meiner fotografischen Möglichkeiten durch den Einsatz von Systemblitzen?
Moin Stefan,
da kann ich Dir nur voll zustimmen!
Ich finde deshalb den Begriff „available light“ auch falsch. „Available“ ist jedes Licht, das „available“ ist – also auch der Blitz in der Tasche. Ambient light trifft den gemeinten Sinn deutlich besser.
@JMCblog, deswegen habe ich beim Workshop immer von Umgebungslicht gesprochen. Muss ja nicht immer alles englisch sein 😉
„voice activated lightstand“ *schenkelklopf*
Es ist sehr genial was man mit den kleinen Dingern alles anstellen kann. Gut, braucht auch etwas Equipment, das aber nicht gleich schandbar teuer sein muss. Wie auch schon an anderer Stelle erwähnt war der Einblick in die Welt der Systemblitze im wahrsten Sinne des Wortes sehr erhellend. 🙂
Na, super, jetzt sehe ich auch noch, was ich verpaßt habe !!!
Eigentlich muss ich dir ja recht geben. Allerdings habe ich persönlich höchstens einen Blitz in meinem Fotorucksack und auch wenn ich ihn entfesselt auslöse überzeugen mich die Aufnahmen meistens nicht besonders. Vom dunkleren Hintergrund verschwindet doch immer recht viel.
Abends nutze ich gerne Schaufenster oder Vitrinen als Lichtquelle, so fotografiere und gestalte ich mit meiner Umgebung und befasse mich mit dieser. Ich sage nicht dass Blitze teuflisch sind, sondern dass es mir ohne einfach mehr Spaß macht 😉
Jaa und kalt wars aber das sieht man auf den Bilder nicht. Das Bild von Sören ist echt klasse geworden.
@Stefan Kann es sein das der Text unter dem ersten Bild von Sören irgendwie doppelt ist?
@Martin: nee, der Text ist nicht doppelt – nur große Teile davon. 🙂
Hallo Stefan,
wunderbarer Artikel, und schöner kann man Deine These ja nicht beweisen 😉
Ich hoffe, dass es das nächste mal klappt und ich dabei sein kann, wenn ihr wieder los zieht…
Viele Grüße
Gunther
Stark! Ein richtig spannender Artikel mit einer richtig langweiligen Überschrift 😀 Nee, Spaß! Die Beispielbilder haben mich echt umgehauen. Ich hatte den neuen SB600 gerade von meiner Investitionsliste gestrichen und schwupps! steht er schon wieder drauf 😉
Zusammen mit der von Dir vorgestellten Lastolitebox ergeben sich da ganz neue Möglichkeiten.
Vielen Dank für die tollen Artikel die Du immer wieder raushaust!
PS: Bei amazon haben die gar keine VALs!
Schönes PS 😉
Würde Dir übrigens eher einen SB700 empfehlen. Einfachere Bedienung und Mastersteuerung sind meines Erachtens lohnenswert und soviel teurer ist der gegenüber dem SB600 auch nicht.
Schöner Artikel! Was für ein Beauty Dish / Wabenvorsatz ist das denn?
Der Beauty Dish ist von Sambesi aus der Flash2Softbox Serie. Habe ich da vor vielen Jahren gekauft. Der Wabenvorsatz ist von Honl, der einige schöne Sachen für den schnellen Blitzeinsatz erfunden hat.
Vielen Dank für die Info!
Es ist wohl an der Zeit, dass ich mich mit den verschiedenen Systemen auseinandersetze, habe bisher die Magic Square Softbox von Tristar, aber wenn jetzt noch ein Beauty Dish hinzukommt sollte ich mich wohl besser für ein variables System entscheiden…
Sehr anschaulich, daß man für unterwegs ab und an auch ruhig mal einen Blitz einpacken kann. Allerdings hätt’s die s/w Umwandlung meiner Meinung nach nicht gebraucht; die vorherige Fassung gefällt mir bedeutend besser.
Danke für diesen „Augenöffner“
Marc
Hmm. Jaaa, ich sehe das jetzt etwas anders 🙂 Danke
Jaa! Ich liebe diese kleinen Blitze, hab damit auch schon reichlich Fotos gemacht, wo Zuschauer immer sagten „das kann doch nichts werden, bei dem Licht“.
Da hätte ich gerne mal Mäuschen gespielt …..war bestimmt lustig der Workshop.
Warum wohnst du auch so weit im Norden der Republik. 😉
Hallo Stefan,
erstmal ein Kompliment für deinen Blog, lese jetzt seit ca. einem halben Jahr regelmäßig deine Einträge und bin immer begeistert. Habe mich jetzt auf Grund deiner Blitzbeiträge mal mit dem Thema befasst und musste entgeistert feststellen, dass meine D5000 wohl nur entfesselt blitzen kann, wenn ich zwei Systemblitze oder ein Steuergerät kaufe. Wofür lohnt es sich überhaupt, so ein Steuergerät zu kaufen? Das SU-800 kostet ja genauso viel wie ein SB-700 zum Beispiel.
Hallo Tim,
danke für Dein Kompliment.
Wenn mich nicht alles täuscht, dann kannst Du Deinen internen Blitz zur Steuerung des entfesselten Blitzes nutzen. Dafür musst Du den internen Blitz im Menü auf CMD (oder C mit Blitzsymbol) stellen, damit Du Zugriff auf die einzelnen Gruppen und somit Blitze hast.
@Stefan Groenveld,
Hallo Stefan,
genau da liegt das Problem: Diese Einstellung gibt es bei den „günstigen“ Kameras anscheinend nicht, der interne kann nicht als Master auftreten. Der SB-600 kann das ja zum Beispiel auch nicht, wenn ich das Thema halbwegs verstanden habe.
Moin,
also, wenn die VALs nicht bei Amazon gibt, dann gibs die ja vielleicht irgendwo im Verleih? PPS? Calumet???? 🙂 Ich will sowas auch mal benutzen 🙂