Emotional wurde es vor dem Spiel, als der beim Hinspiel in Aachen verunglückte Fan versuchte sich bei allen Beteiligten zu bedanken, aber von eigenen Gefühlen überwältigt wurde. Nach dem Spiel ging das aber besser.
Mir persönlich schossen da wieder die Gedanken durch den Kopf, die ich direkt nach dem Unfall hatte, auch wenn ich nicht persönlich vor Ort war. Aber mindestens ein Fotograf hatte das Drama so richtig “toll” auf die Sportseiten und Titelblätter bekommen. Die Frage, die ich mir nächtelang gestellt hatte war, wie ich wohl in der Situation als Fotograf reagiert hätte. Im Nachhinein haben mir die Gespräche mit anderen und erfahreneren Kollegen geholfen, die einfach gesagt haben: “Ich bin Sportfotograf und kein Paparazzi.” Klingt lapidar, aber wenn Du etwas länger drüber nachdenkst, wirst Du mir sicherlich recht geben, dass es eben etische Unterschiede beim Fotografieren gibt – die mit diesem Spruch vielleicht etwas platt auf den Punkt gebracht werden, denn immerhin gibt es auch bei Paparazzi große Unterschiede in der Umgehensweise mit den Stars und Sternchen.
Jedenfalls habe ich durch das Unglück und auch durch die Reaktionen der Fans und Spieler viel über den Umgang mit den “Abgelichteten” gelernt. Ich bin froh, dass ich nun dem Fan einen Gefallen tun konnte und ihm mehrere Bilder zuschicken konnte, die ihr hier natürlich nicht findet, aber für ihn hoffentlich eine schöne Erinnerung an viel Glück im Unglück in seinem Leben sind.
Das Bild, das ihr hier seht ist selbstverständlich mit ihm abgesprochen! Und allen Fotografen kann ich nur empfehlen bei jedem Bild eines Mitmenschen immer zu überlegen, ob Du selbst so in Zeitungen oder im Internet gezeigt werden möchtest.
Ich möchte dir gerne meine Hochachtung für deine Integrität zollen und sie als Kompliment an dein Handwerk verpacken, indem ich sage: Du schaffst es, diese Integrität und deinen Respekt vor Menschen in beeindruckender Klarheit aus deinen Bildern sprechen zu lassen.
So wie ich Dich einschätze, hättest Du Dich richtig entschieden, wärest Du im Besitz dieser Bilder gewesen. Nämlich dagegen.
Alles andere würde mich sehr überraschen.
Ich komme aus einer ganz anderen Ecke der Fotografie, aber vereinzelt passiert es schon mal, dass ich auch Events fotografiere und damit auch Menschen den Weg auf meine Speicherkarte finden. Zum Glück darf ich sagen, dass sich mir noch nie die “Gelegenheit” bot, einen Menschen in wie auch immer gearteter Situation ablichten zu können.
Leider ist es heute so, dass das Publikum sich gern am Leid anderer ergötzt, siehe die Gaffer bei Unfällen. So gibt es Fotografen, die halten einfach drauf und ihr Foto ist teilweise Minuten später auf irgendeiner Seite online. Die Maße will es einfach und für den betreffenden Fotografen bedeutet es natürlich auch bares Geld.
In sofern finde ich es gut, dass es noch die Fotografen mit Verstand gibt, die auf leicht verdientes Geld verzichten und die Würde des Menschen respektieren. Und genau darum geht es in solchen Momenten, um die Würde des Einzelnen.
Ich finde das gut Stefan, so wie Du das gehandhabt hast.