Schmitt hat zum Beispiel sehr viel Radsport fotografiert, war unter anderem 7 mal bei der Tour de France dabei und brauchte trotzdem 4 Jahre, bis er endlich mal ein Bild von einem Sportler bekam, der in seinem Hotelzimmer im Zelt übernachtete. Zum Aufbau von Blutkörper herrscht in dem Zelt ein Sauerstoffgehalt ähnlich einer Berghöhe von 4000m – gilt heute als Doping und ist verboten. Und schon waren wir beim Zeigen seiner eindrucksvollen Bilder von Jan Ullrich mitten in einer anderen Diskussion. Die Enttäuschung, dass Schmitt jahrelang einen Sportler fotografisch begleitet hat, der letztlich betrogen hat, war deutlich zu bemerken. Aber ebenso auch die Überraschung, denn trotz der intensiven Zusammenarbeit mit dem Team Telekom, hatte Schmitt vom Doping nichts mitbekommen.
Deutlich angenehmer waren ihm im Zusammenhang mit der Tour de France, aber die Geschichten von den Nächten im Hotelzimmer als er dort die Dias des Tages entwickelte, sichtete und für die Redaktion fertig machte.
Schmitt hat immer versucht die Geschichten hinter der eigentlichen Geschichte mit seinen Bildern zu erzählen. Oder die Geschichte mit einem Bild zu erzählen. Beides bedarf intensiver und langjähriger Arbeit – beides ist heute kaum noch aus der gesicherten Anstellung heraus möglich. Zu seiner Hochzeit hatte der Stern 23 feste Fotografen, die Geschichten aus allen möglichen Bereichen und Ländern lieferten. Heute gibt es noch einen davon. Geschichten werden oftmals von Fotografen auf eigenes Risiko produziert und dann den Verlagen angeboten – und wenn die Geschichten gut sind, werden sie gekauft.
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Bild oder die Bildserie Geschichten erzählen. In der Leseprobe zum Buch wird dies sehr eindrucksvoll in Text und Bild gezeigt.
Bildjournalismus funktioniert heute anders als früher, aber gute Fotografen können ihre Geschichten auch heute noch verkaufen. Harald Schmitt’s Buch ist eine kleine Zeitreise…