Ein Kindheitstraum

Diese Kamera war der Traum meiner schlaflosen Nächte, als ich noch jung war. Fast hätte ich die unerfüllte Liebe jener Tage verdrängt. Aber heute lachte sie mich an und ich war ihr sofort verfallen: eine Nikon FM2!

ISO, Belichtungszeit, Spannhebel - that's it.
ISO, Belichtungszeit, Spannhebel – that’s it.

Wenn Fotografie rational wäre, könnten wir auch den Kameras das Fotografieren überlassen. Können wir aber nicht, denn Fotografie ist so viel mehr als Pixel, Rauschunterdrückung und Nanovergütung.

Als ich damals Anfang der 80er meine erste Spiegelreflexkamera kaufte, hätte ich gerne eine FM2 gehabt. Die erste Kamera mit einer 1/4000s, mechanischer Verschluss, funktioniert ohne Strom, ein Traum an Einfachheit und Zuverlässigkeit. Nur eine kleine Batterie wird für die rudimentäre Belichtungshilfe benötigt, die ein + bei Überbelichtung, ein – bei Unterbelichtung und ein o bei richtiger Belichtung im Sucher anzeigt – aber das ist nur eine Hilfe: die Kamera funktioniert auch ohne diese Batterie. Genau genommen ist es eine FM2n, die erste mit einer 1/250s als Blitzsynchronisationszeit.

Damals konnte ich sie mir nicht leisten. Stattdessen kaufte ich eine Minolta XG-M, die mit Motordrive MD-1 auf tolle 3,5Bilder pro Sekunde kam und es ermöglichte in 10 Sekunden einen Film zu belichten…

Fast 30 Jahre Kameraentwicklung auf einem Bild.
Fast 30 Jahre Kameraentwicklung auf einem Bild.

Heute kann ich mir eine Nikon FM2 leisten und ich fühle mich sofort heimisch mit ihr. Das Wahlrad zur Belichtungszeit kann ich bewegen, ohne die Augen vom Sucher zu nehmen. Der Schnittbildindikator mit Prismeneinstellhilfe erleichtert das manuelle Fokussieren und im Sucher lenkt nichts vom Motiv ab. Rechts wird die Belichtungshilfe eingeblendet, wenn der Auslöseknopf halb runtergedrückt wird und links wird die eingestellte Belichtungszeit eingeblendet. That’s it. Wieso gibt es so was heute eigentlich nicht mehr: Fotografieren statt Featureüberladung in endlosen Untermenüs…

  1. Glückwunsch zur neuen Kamera!

    Du schreibst mir aus der Seele, genau was Du an der FM2n so magst macht de Fotografie bei mir mit der Yashica FX-3 so spannend.

    Viel Spaß mit ihr! 🙂

  2. Oh ja! Ich denk oft noch daran, mir wieder ne schöne analoge Kamera zu zu legen. Ich hatte damals eine X700 von Minolta. Ich kannte sie in und auswendig, konnte sie blind und Nachts bedienen. Vor allem Nachts konnte ich manuell schneller fokussieren als jeder Autofokus.
    Mal sehen, wann mich ein Angebot so anlacht, dass ich ihm nicht widerstehen kann.
    Dir wünsche ich Viel Spaß!

  3. Ja, ich habe diese Kamera auch geliebt. Robust, zuverlässig. Und unabhängig von jeglicher Stromquelle (sieht man mal vom Belichtungsmesser ab.)

    Witzigerweise habe ich mir dann auch eine Minolta gekauft… eine X-700. Ebenfalls mit Motor (glaube, es war der gleiche für die XG-M) mit den von Dir erwähnten 3,5 Bildern/Sekunde.

      1. @Stefan Groenveld Genau. Waren schon klasse Kameras, die die früher gebaut haben. Und viel geiler war damals allerdings unsere Redaktionskamera: eine Minolta XM Motor.

        BTW: funktionieren bei Dir im Blog die (Gr)Avatare eigentlich gar nicht?

          1. Die „Antworten auf Kommentare“ Funktion ist neuer als der Blog – daher funktionieren die Avatare hier, aber nicht bei den normalen Kommentaren. Irgendwann wird alles vereinheitlicht – sobald ich mal Zeit habe…

      1. @Stefan Groenveld,

        „Touché“ 😉

        Ja, ich gestehe: gesammelt habe ich mal… In der „Spät-Pubertät“ vor fast 30 Jahren. Ist alles schon vor Jahrzehnten versilbert und in benutzbare, sinnvolle Dinge investiert worden!

        Immerhin „nett“, dass der Aufstecksucher zum 2,1 cm Ultrawitwinkel der Nikon F in der digitalen Welt weiterlebt. Als vergleichbarer Sucher zu einigen Consumer- oder spiegellosen Systemkameras.

        Gut Licht! (Nicht gut Sammeln)

        Ralf

  4. >Zitat: „That’s it. Wieso gibt es so was heute eigentlich nicht mehr: Fotografieren statt Featureüberladung in endlosen Untermenüs…“

    Doch, doch – das gibt es immer noch:
    http://www.langeronline.de/dab/?p=1912

    Verstehe genau was Du meinst! Es ist herrlich so „entschleunigt“ zu werden durch die klassischen Dinger – oder?

    Schöne Grüße – Jörg

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