Vor einem Kampf gelang mir in den stickigen Katakomben der Veranstaltungshalle dieses Bild von Marcel Tratnik.
Ich hatte ihn schon längere Zeit beim Aufwärmen beobachtet, als ich ihn dann so unter der Lampe im kahlen Kellergewölbe stehen sah. Sofort hatte ich ein Bild im Kopf, dass ich dann mit meiner Kamera versuchte umzusetzen.
Natürlich ist das Bild nachbearbeitet, um den Charakter des Bildes zu schärfen, aber es ist nicht geschnitten. Obwohl es kein gestelltes Bild ist, finde ich persönlich es sehr stimmig – für die Atmosphäre, die ich dort vorgefunden habe.
Nun ist natürlich die Frage, ob diese Stimmung auch bei Betrachtern des Bildes rüberkommt. Die waren ja schließlich nicht vor Ort und sehen deswegen das Bild mit anderen Augen.
Ich habe das Bild bei Flickr und Facebook online gestellt und bekam viele gute, hilfreiche Kommentare. Relativ einig waren sich die Betrachter, dass die Anspannung des Kämpfers gut rüberkommt. Die Umsetzung in schwarzweiss fand auch sehr viele Freunde. Unklar war, ob das Bild jetzt gut ist wie es ist oder ob zu viel weisse Fläche, zuviel Leerraum zu sehen ist.
Folglich stellte ich das Bild auch in die anonyme Bildkritik im Nikon Fotografie-Forum. Dort habe ich schon oft gute Erfahrungen mit konstruktiven Hinweisen gemacht. Dort fanden sich auch Leute, denen das Bild gar nichts sagt und die es für aus der Hüfte geschossen halten. Der überwiegenden Mehrheit gefällt das Bild, auch wenn es Kleinigkeit auszusetzen gibt, wie zum Beispiel die schräge Linie oben – die vom Übergang Wand Decke herrührt. Im Nikon Forum wurde dann auch der Schlagschatten kräftig kritisiert, was für mich nur ein Indiz dafür ist, dass die Bildpräsentation bei Flickr sehr schlecht ist, denn bei einer Pixelbreite von 500 Pixel fallen solche Dinge kaum auf. Uneinig waren sich die Betrachter im Nikon Forum aber auch, ob jetzt der Leerraum richtig oder zu viel ist.
Bei solchen Bildern kommt es mir darauf an, dass eine bestimmte Stimmung, ein bestimmtes Gefühl rüberkommt. Wenn ich im Gegensatz dazu ein Bild stelle, kann ich die Stimmung und das Gefühl durch die Wahl der Location und der Pose des Portraitierten verstärken – das geht auf solchen Veranstaltungen nicht. Ich will ja nicht die Konzentration der Sportler stören.
Bei diesem Bild finde ich persönlich den Leerraum passend, denn für mich stellt er die Einsamkeit des Kämpfers dar. Wenn ich mir etwas vorwerfen kann, dann dass ich den Schlagschatten nicht stärker und besser herausgearbeitet habe – denn der ist für mich wichtig, um das Bild plastischer erscheinen zu lassen. Ohne Schlagschatten würde der Sportler meiner Meinung nach mit der Wand zu stark verschmelzen.
Mein persönliches Fazit: Fotografie ist toll! Es gibt nicht nur hunderte verschiedene Themenfelder, es gibt auch hunderte verschiedene Möglichkeiten sich den Themen zu näheren und es gibt tausende Köpfe, die verschiedene Meinungen zu einem Bild haben.
Die Beurteilung einer Fotografie ist überwiegend subjektiv.
Als Fotograf siehst Du Dein eigenes Bild immer noch unter anderen Gesichtspunkten, weil Du bei dem Moment dabei warst.
Losgelöst von Bildaufteilung, Schärfe etc. ist für mich einer der wichtigsten Aspekte, ob es Dir gelingt diesen Moment auf den Betrachter zu transportieren, ihn teilhaben zu lassen.
Ich finde, daß hast Du bei diesem Bild sehr gut geschafft!
ich hatte kurz überlegt, ob man die decke nicht hätte weglassen sollen, um eine “homogenere” fläche zu erhalten, bin dann aber sofort zu dem entschluss gekommen, dass es so, wie es ist, gut ist. um nicht zu sagen, sogar sehr gut. ich mag das foto! oder, in facebookisch: gefällt mir!