Covid-19 ist in aller Munde. Schlechtes Wortspiel. Freitag Abend um 22:30 Uhr aktualisierte ich die Corona-Warn-App und war geschockt: alles rot! Und das, obwohl ich sehr vorsichtig im Umgang mit Mitmenschen bin. Ich trage die Maske, halte Abstände ein, weiß, wie Händewaschen funktioniert. Das bin ich nicht nur meinen Kunden schuldig, aber meine Liebste ist ja auch Soloselbständig.
Anhand der Informationen in der Corona-Warn-App konnte ich dann schnell den Zeitpunkt der Risiko-Begegnung nachvollziehen. Es musste auf der Bahnfahrt zum Blindenfussball-Finale nach Magdeburg geschehen sein. Dabei hatte ich extra bei der Platzwahl aufgepasst.
Naja, ist auch egal, woher ich die Covid-19 Warnung nun bekommen habe – viel wichtiger ist, wie ich nun für mich und meine Nächsten Sicherheit bekomme. In der Warn-App stehen drei Ansprechpartner: der Hausarzt, das Gesundheitsamt und die 116117. Es war mir klar, dass ich Freitag Abend da niemanden mehr erreiche. Kurz gegoogelt – stimmt: bis auf die 116117 alles erst wieder am Montag zu erreichen. Kurz dachte ich an den samstäglichen Feiertag in Hamburg. Und dann hörte ich erstmal in mich hinein: habe ich überhaupt Symptome? Nein. Aber ist das wichtig? Ich erinnerte mich an die Geschichte von Maciej, meinen Workshopleiter vor einigen Jahren in Indien, der kürzlich am Flughafen einen Schnelltest machte, um seinen nächsten Workshop zu leiten und dann ohne Symptome positiv getestet wurde.
Am nächsten Morgen versuchte ich es erstmal mit geringen Aufwand. Vielleicht bekomme ich einen Schnelltest bei der Apotheke? Es gibt in Hamburg aber (noch) keine Schnelltests in Apotheken zu kaufen – sagt mir der freundliche Notfall-Apotheker. Klar, online bekommst du alles, aber schnell ist das dann auch nicht. Die Empfehlung beim DRK anzurufen führt ins Nichts, denn das Telefon ist am Wochenende nicht besetzt.
„Legen sie jetzt auf!“
Also versuche ich es bei der 116117. Ein Sprachcomputer führt durch das Programm. Kurz bevor du eine echte Person sprechen kannst, kommt in bestimmenden Ton die klare Ansage „Legen sie jetzt auf“. Das macht ungefähr deutlich, wie viele Anrufe da zur Zeit auflaufen. Statt einer echten Person bei der 116117 kam also der Hinweis auf die speziell für Hamburg gültige Nummer. Die habe ich mir so schnell natürlich nicht gemerkt, aber den Namen der Stelle, die ich als Hamburger anrufen soll.
Hamburg hat eine Corona-Hotline der Gesundheitsbehörde, die zu üblichen Geschäftszeiten und am Wochenende telefonisch gut zu erreichen ist. Die Dame am Telefon war auch sehr freundlich und das Gespräch sehr kurz: ist der Hinweis in der Corona-Warn-App rot, dann gehen sie bitte zum Testzentrum am Hauptbahnhof. Steht auch alles hier auf der Webseite der Stadt Hamburg, aber eben nicht in der Corona-Warn-App. Alte Regel: wenn du weißt, wonach du suchen musst, findest du es auch.
Jedenfalls radelte ich dann zum Covid-19 Testzentrum am Hauptbahnhof. Da ich lange Schlangen befürchtete, habe ich sogar meinen mobilen Hocker vom Einsatz am Spielfeldrand mitgenommen. Das Zentrum ist für einen großen Ansturm ausgelegt und führt einen überlegt durch ein schmuckloses Zelt. Der Ansturm war aber nicht so groß. Inklusive Wartezeit vor und in dem Zelt, Aufnahme persönlicher Daten, Erklärung der QR Codes zum Erhalt des Testergebnisses und Abgabe der Speichelprobe dauerte mein Aufenthalt nur grob 10 Minuten. Zum Einlass musste ich nur den roten Hinweis meiner Corona-Warn-App zeigen. Und die Abgabe der Speichelprobe löste auch nur kurz einen Würgreflex aus. Der Test ist in meinem Fall übrigens kostenlos.
Dann musste ich nur noch auf mein Testergebnis warten. „Auch am Wochenende in der Regel nach 24 Stunden“, hatte die Dame im Testzentrum gesagt. Die können trotzdem echt lange werden. Tatsächlich wurde mein Ergebnis nach 21 Stunden auf der Webseite der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg veröffentlicht. (EDIT: Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass der Befund schon nach gut 8 Stunden über einen weiteren QR Code direkt im Labor abrufbar war. Ich hatte da nicht nachgeschaut, weil die gute Dame im Testzentrum den Eindruck erweckte, dass dies als letztes veröffentlicht wird.)
Covid-19 Testergebnis: negativ!
Eigentlich hätte ich erwartet, dass mein Testergebnis zuvor in der Corona-Warn-App sichtbar ist. Dafür bekommst du extra einen QR Code im Testzentrum. Darauf warte ich aber noch. (Edit: drei Tage nachdem der Befund online war, gibt es nun auch die Bestätigung in der App.)
Ach ja: glücklicherweise ist mein Testergebnis negativ. Das erleichtert mich und meine Liebste sehr. Trotzdem zeigt mir diese Erfahrung, wie wichtig die entsprechenden Schutzmaßnahmen sind – für einen selbst und auch für andere. Maske tragen und Abstand halten sind nun wirklich nicht schlimm. Bleib gesund!
Edit zwei Wochen später: Die App bleibt trotz negativem Ergebnis des Tests für 14 Tage rot. Das finde ich insofern irritierend, weil neue Begegnungen mit wenig Ansteckungspotenzial innerhalb dieser 14 Tage den Eindruck erwecken, ich hätte mich erneut angesteckt. Das Fenster bleibt rot und die Anzahl der Begegnungen steigt – und wenn die 14 Tage vorbei sind, springt plötzlich alles auf grün und die Anzahl der Begegnungen sinkt um 1.
Danke für Deinen Bericht, Stefan. Es hilft dem Leser, sich mental besser vorzubereiten, für den Fall dass … Also werde ich die Wege mal verinnerlichen, die im Alarmfalle zu gehen sind.
Ich drücke Dir – uns allen – ganz fest die Daumen, dass wir uns wacker halten.
Grüße aus dem bayerischen Oberland! Der Hermann
Das freut mich sehr für Dich. Ich warte gerade mit meinem besten Freund auf sein Ergebnis. Also er bei s… https://t.co/BG0xEb6sda
Ich danke dir auch sehr für deinen Bericht, Stefan! Und wie gut, dass du ein negatives Testergebnis bekommen hast. (Ich bin durch mein Asthma + Soloselbstständigkeit auch sehr vorsichtig und habe bisher zum Glück „nur“ „grüne“ Risikobegegnungen…) Bleib gesund! Liebe Grüße von uns, Steffi
Liebe Grüße zurück und bitte auch gesund bleiben 🙂
Moin,
diese Meldung haben drei Kolleginnen bzw. Kollege auch, weil ein Schüler positiv getestet wurde. Natürlich erste Reihe direkt vor dem Pult. Gesundheitsamt meinte alles kein Problem, da ja kein intensiver direkter Kontakt bestand und immer Maske getragen wurde. Die Kolleginnen und Kollege wurden angehalten normal weiter zu unterrichten. Ein Test sei nicht nötig und wenn auch nur bei Symptomen. Wofür ist diese App eigentlich gedacht?
LG aus dem Klassenzimmer
Stephan
Ja, das habe ich im Freundeskreis auch schon mitbekommen, dass Lehrer:innen offensichtlich nicht an Covid-19 erkranken können. Zumindest, wenn man den Gesundheitsämtern glaubt…