Heute erfolgt bei Leica in Wetzlar die Vorstellung der neuen Leica Monochrom. Das wird die dritte Version dieser besonderen Messsucherkamera sein. Optimaler Zeitpunkt um über meine erst kurze, aber sehr liebevolle Erfahrung mit der ersten Version der Leica Monochrom zu schreiben. Diese hatte ich kurz vor Weihnachten zu einem guten Kurs und Zustand erstanden. Und wenn du nach diesem Artikel auch Bock auf eine solche Kamera hast: es gibt noch einige wenige auf Basis der M9 direkt bei Leica – also mit rostfreiem Sensor.
Vielleicht interessiert dich aber auch tatsächlich die neue Leica Monochrom. Die erste Monochrom, die tatsächlich einen eigenen Sensor bekommt. Bisher waren Monochrome Ms immer aktuelle Messsucherkameras, bei denen das sogenannte Bayer Pattern fehlte.
Technik blabla zur Monochrom
Also kurz etwas Technik: Sensoren von Digitalkameras können nur die Intensität des einfallenden Lichts in Strom verwandeln. Sie sehen nur hell bis dunkel, aber keine Farbe. Deswegen legt man auf die Sensoren eine Filterfolie mit den drei Grundfarben: rot, blau, grün. Die Pixel digitaler Sensoren bestehen also eigentlich aus vier. Damit der digitale Chip Farbinformationen darstellen kann, liegt die Farbfilterfolie im Bayern Pattern auf dem Sensor. Je ein Pixel in rot und blau, sowie zwei Pixel in grün. Durch die unterschiedliche Intensität des einfallenden Lichts können aus den drei Grundfarben alle Farben dargestellt werden. Das passiert durch Interpolation der Signalstärke und Farben.
Das ist ziemlich viel Technik und auch ich habe das Prinzip erst richtig verstanden, als ich eine Leica Monochrom nutzte und Farbcharts mit unterschiedlichen Objektivfilter fotografierte. Denn bei einer Leica Monochrom fehlt einfach das oben beschriebene Bayern Pattern mit den drei Grundfarben. Das hat zur Folge, dass eine ehemals 18 Megapixel M9 zu einer M9M mit gefühlt 36 Megapixel wird. Jeder Pixel wird eben genutzt und nicht mehr eine Vierergruppe mit den drei Grundfarben zu einem Pixel umgewandelt. Das bedeutet auch, dass die Kamera schärfer abbildet. Es fällt eben die Interpolation von RGB zu allen anderen Farben weg.
Bis auf den Punkt mit der Schärfe kannst du aber natürlich auch jedes Farbbild nutzen und es im Bildbearbeitungsprogramm deiner Wahl nach Schwarzweiß umwandeln. Einige Kameras bieten tolle schwarz-weiß Emulationen auch schon für die JPGs direkt aus der Kamera an. Technisch gesehen ergibt eine Leica Monochrom so gut wie keinen Mehrwert! Das ist durchaus Leica-typisch: technisch unnötiges oder sogar veraltetes wird zu überhöhten Preisen angeboten. Und auch das ist Leica-typisch: es funktioniert. Denn jetzt kommt der entscheidende Satz eines Leica-Fotografen:
Bei Fotografieren spielt das alles keine Rolle.
Du läufst durch eine bunte Welt, schaust durch einen bunten Sucher, drückst einen (vielleicht bunten) Knopf runter und bekommst auf dem Display ein Bild in schwarz-dunkelgrau-hellgrau-weiß angezeigt. Du konzentrierst dich einfach auf die Situation. Das ist fast so geil wie früher ein weißes Blatt Papier in das Entwicklerbad legen, als plötzlich Grauwerte ein Bild ergaben. Hier musst du nicht über irgendwelche Prozesse nachdenken. Du siehst auf dem Display sofort, wie deine Umgebung in schwarz-weiß aussieht. Und das ist eben das Tolle an der Leica Monochrom: das Wichtigste ist das Licht. Fotografie heißt ja eigentlich „malen mit Licht“ und die Leica Monochrom reduziert die Fotografie auf das entscheidendste: das Licht!
Egal wie technisch sinnlos die Monochrom ist, Leica hat es wieder mal geschafft, die Fotografie auf das Wesentliche zu beschränken. Vermutlich kann auch nur Leica sowas, denn die Marke bedient eh eine Nische an Fotografen. Eine Kamera, die nur in hell und dunkel fotografiert, ist eine Nische innerhalb der Nische.
Und was bedeutet es für mich mit der Leica Monochrom zu fotografieren?
Ich lerne neu auf Licht zu achten und bekomme auch ein direktes Feedback. Auch mag ich es, direkt im richtigen Format zu fotografieren. Ich lade auch bei Instagram nur Bilder aus der Hasselblad hoch, weil die gleich quadratisch aufgenommen wurden. Für die Leica Monochrom habe ich mir ein Lightroom Preset erstellt und mit einem Klick kann ich auch unterwegs meine Bilder ohne großen Aufwand nutzen.
Der schöne Sonnenuntergang interessiert mich mit seinen gold-gelben Farben beim Fotografieren mit der Monochrom weniger, als die langen harten Schatten die dabei entstehen. Der sanfte trübe Sonnenaufgang wirkt mit einer Farbkamera abgelichtet oft nur flau, aber mit einem leichten Dreh am Kontrastregler lässt sich das Bild bei der Monochromaufnahme zu etwas besonderem machen. Alles, was mich in meinen jungen Jahren an der Fotografie mit Tri-X oder T-Max faszinierte, zieht mich auch jetzt wieder in seinen Bann. Nur mit dem komfortablen Unterschied, dass ich eben noch bei ISO320 und schon bald bei ISO6400 fotografierte. Und das auch nur mit minimalem Qualitätsunterschied – trotz des völlig veraltetem CCD Sensors der Leica M9M.
Mit der Leica Monochrom entdecke ich meine alte Liebe zur Fotografie in schwarzweiß neu.
Ich durfte die erste Version damals mit dem Leica APO-Summicron-M 1:2/50 mm ASPH testen und hatte wirklich viel Spaß daran. Allzu gerne würde ich auch die aktuelle Version einmal ausprobieren – mal schauen ob mir das dieses Jahr noch gelingt :D.
Ich hatte die neue Version am Freitag in der Hand. Das ist schon ne ganz andere Nummer zur ersten Version. Wirklich tolle Kamera und tolle Ergebnisse. Selbst ISO12500 ist absolut brauchbar. Die niedrigeren ISO Werte natürlich auch. 🙂
Für mich ist die M10M die erste digitale FineArts Kamera im Kleinbildformat! Hab sie nun seit drei Wochen und fühle mich in die Zeit eines tech. Pan zurückversetzt. Die Auflösung ist gigantisch, fokussieren auf Pixelschärfe wird zur echten Aufgabe, EVF fast unvermeidlich, jedenfalls beim offenen Nocti. Ein Muss für jeden monochrom Fan!
Die Leica M 9 Monochrom hat nach 320 Auslösungen leider den „Virusbefall“ Korrosion Sensorglas.
Für einen Austausch käme das SCHOTT BG 39/BG 61 – Galas in Frage. Der Zuschnitt dürfte auch kein Problem darstellen.
Doch welcher Ingenieurkunst wäre hier zu Lande oder in Europa zu vertrauen.
Weiß jemand Rat? Guter Rat ist bekanntlich teuer …Kolari in den USA macht das zu erhöhten Kosten .
Vielen Dank für diesen faszinierenden Einblick in deine Erfahrungen mit der Leica Monochrom! Als Fotograf kann ich deine Begeisterung absolut nachvollziehen. Die Möglichkeit, sich voll und ganz auf Licht und Schatten zu konzentrieren, ohne durch Farbinformationen abgelenkt zu werden, ist wirklich etwas Besonderes. Die Beschreibung, wie du durch die Monochrom die Essenz der Fotografie wiederentdeckst, hat mich inspiriert, meine eigene Arbeit noch intensiver auf das Spiel von Licht und Kontrast auszurichten. Deine Ausführungen machen definitiv Lust darauf, selbst einmal mit einer Leica Monochrom zu arbeiten!
Lieben Dank für deinen tollen Kommentar. Manche Kameras haben die Möglichkeit, JPGs gleich in SW zu fotografieren. Vielleicht ist das ein guter erster Schritt.