Leica macht glücklich – Teil 1

Es besteht ein Spannungsfeld zwischen der Aussage, dass die Kamera nur ein Werkzeug ist und Aussagen von beispielsweise dem sehr geschätzten Zack Arias „Fuji kicks Leicas ass“. Ist die Kamera doch wichtig? Vielleicht. Was ich aber auf jeden Fall weiß – und mir sicherlich auch jeder Leser bestätigen kann – ist die Bedeutung der verwendeten Linsen beim Fotografieren. Perspektive, Bildfeld, Freistellung, Schärfe – alles, was ein Bild ausmacht, hängt in erster Linie von der Optik ab, die zum Einsatz kam.

 

Mein Weg zur Leica kam über die Linse.

Als ich neulich hier im Blog meine Fuji Sachen zum Verkauf anbot, glaubten einige zu wissen, dass ich mir nun eine Leica hole. Damals hatte ich ernsthaft nicht eine Sekunde darüber nachgedacht. Ich habe seit dem Fuji-Verkauf einfach meine D800e als Immerdabeikamera genutzt. Die Kameras der Marke Leica habe ich immer nur aus der Entfernung betrachtet: kostspieliges Spielzeug für ein paar Reiche mit einem Spleen. Große Fotografennamen fotografieren mit dem überteuerten Blechkasten doch nur, weil sie von Leica gesponsert werden – dachte ich. Allerdings gebe ich gerne zu, dass mich die Farben der Leica schon immer fasziniert haben. Mir war jedoch unklar, ob diese von der Kamera abhängig sind oder durch die Post-Produktion beeinflusst sind.

Irgendwann drückte mir der wunderbare Josh seine M in die Hand. Natürlich schaffte ich es nicht, auch nur ein scharfes Bild zu produzieren und ich gab sie ihm gelangweilt wieder zurück. Bei der Vernissage von Paul Ripkes „Zwei Minuten Zufall“ hatte ich die Gelegenheit Paul danach zu fragen, warum er mit Leica fotografiert. Er antwortete mir, dass sein 24er am Bühnengraben am Besten mit dem starken Scheinwerferlicht von hinten umgehen kann und die tollsten Lensflares produziert. Dabei erwähnte er übrigens auch, dass er von Leica nicht gesponsort wird.

Meine Neugierde war geweckt. Ich fing an im Netz zu recherchieren. Irgendwann stolperte ich immer wieder über Bilder mit einem sehr speziellen Look. Es stellte sich heraus, dass die Bilder mit einem Noctilux fotografiert wurden.

In einem Blogpost von Steve Huff zeigt er, warum er die Sony A7r besser als seine alte Leica findet. Dieser Blogpost, bei dem mir die Bilder aus der Leica alle besser gefielen, und meine eigene Erfahrung mit dem akustischen Sondermüll der Sony A7 überzeugten mich dann: ich wollte eine Leica. Mit einem Noctilux.

Kurz überlegte ich noch, ob ich nicht lieber doch noch etwas sparen wollte, um meinen Traum einer Phase One zu verwirklichen? Davon abgesehen, dass ich dafür mindestens das doppelte hätte bezahlen müssen, ist mir dann doch klar geworden, dass ich eher unterwegs als im Studio arbeite. Das kleine Paket aus Kamera und Objektiv zog ich dem Megapixelboliden vor.

Nachdem ich nun viel gelesen hatte, fragte ich mich in einigen weiteren schlaflosen Nächten, ob der Leica Weg tatsächlich der Weg ist, der mich fotografisch weiterbringt. Denn eins ist auch klar: ich habe eine wunderbare Armada von tollen Nikon und Zeiss-Linsen von 10,5mm bis 400mm für meine D3, D4 und D800e. Ich bin mit Blitzgeräten, Einbeinstativen, Fernauslöser und Nodalpunktadapter ausgestattet und kann sehr viele fotografische Probleme mit Leichtigkeit lösen. Jetzt mit etwas Neuem zu beginnen, macht nur Sinn, wenn es mir etwas bringt. Wenn es mir hilft, den fotografischen Ideen in meinem Kopf einen Weg nach draussen zu bahnen – bis zum Klick.

Irgendwann trug ich meine Ideen und Gedanken meiner Liebsten vor, die bei einer solchen Entscheidung immer einen wunderbaren, einfühlsamen und klaren Blick hat. Sie nickte.

Ich bin es gewohnt, fotografisches Equipment für viel Geld zu kaufen. Zwischen einer frisch auf dem Markt erschienen D4 und einer Leica M liegt gerade mal der Preis einer kleinen XQD Speicherkarte. Aber als ich im Laden stand und mein Leica-Weg begann, hatte ich trotzdem schweißnasse Hände.

Ich habe die Schutzfolie vom Display erst Tage später entfernt.

Eine neue Reise hatte begonnen…

Teil 2 am Montag 🙂

  1. Eine Messsucher bleibt am Ende des Tages immer eine Messsucher und um dem entgegen zu treten, muss Sony seinen eSucher noch um etliche Stufen verbessern – von daher droht zunächst keine Konkurrenz.

    Ich gratuliere also herzlich, weiß auch, dass man in Hamburg kein Auto braucht und bleibe bei meiner Behauptung, dass der Messsucher der Zeiss Ikon ZM eh viel geiler ist, aber das ist eine andere Geschichte … und Josh hat einfach zuviel Zeugs! 😉

    1. Stephan, war von dir nicht der Satz „haben ist besser als brauchen“ ? Aber wie man bei Herrn Groenveld sieht,hab ich zumindest wohl auch das Richtige 😉

  2. Neben der Farbgebung hat mich immer die Plastizizät um. Je einfacher das Objekt, um so besser die Leica Linsen. Ne Tomate, bisschen Obst, oder nasse Blätter, und es kommen einem die Tränen. Auch mich macht Leica glücklich.
    Ich sag immer : die kann nix, aber die Fotos sind der Hammer !

  3. Glückwunsch und willkommen im Klub! Bei war es zwar „nur“ eine M8 und das Summilux und leicht ist es nicht mit der Leica zu Fotografieren aber es macht spass und die Resultate sind klasse. Einen muss ich aber noch loswerden kurz bevor ich mir meine gekauft hatte war ich mit dir Steffen und Stephan mal in der neustatt unterwegs gewsen (ca 3 Jahre her) und da wart ihr nicht so angetan (ausser Stephan). Steffen meinte sogar damit geht ja kein Point and Shoot und deswegen doof 😉 Wie die Zeiten sich ändern. Ich wünsche Dir viel viel spass mit Ihr mindestens soviel wie ich mit meiner habe 🙂

  4. Herzlichen Glückwunsch!!
    Irgendwie musstest du ein Leica Mann werden. Deine Art zu fotografieren passt zur Technik. Leica ist Firmenkunde von uns gewesen. Nicht leicht eine Werksbesichtigung und die Fotoausstellung vor Ort auszuhalten, ohne eine Bestellung abzugeben….

  5. Das Noctilux hat mich von Anfang an abgetörnt. Ich hatte es ein paar Tage zum Testen. Zu schwer und versperrt zuviel Sicht im Sucher. Eher so eine Prestigelinse.

    Aber das Leica 50mm Summilux hat das bezauberndste Bokeh, dass ich jemals erleben durfte. Dafür alleine lohnte schon die Anschaffung einer M.

  6. Sag bescheid wenn Du weiteren Nikon Kram verhökern willst 😉

    Nee im Ernst, klingt super! Das Nocti scheint ja wirklich was ganz besonderes zu sein. Ich finde es auch immer super wenn man etwas findet, an dem man weiter wachsen und lernen kann.

  7. Sehr schön geschriebener Artikel, danach habe ich mir mal nervös die Preise recherchiert und da war es eindeutig klar: Viele, die deinen Beitrag lesen, müssen ihr Glück woanders finden! Ich auch! Dir wünsche ich viel Freude mit der Kamera!

  8. Ich habe vor fast drei Jahren bei einem Fotokurs auf Sylt eine M8 von einem Schweizer in die Hand gedrückt bekommen und es hat nur 60 Minuten gedauert, bis ich begeistert war. Kaum wieder in Hamburg habe ich mir eine gebrauchte M8 mit einem 35er cron finanziert. Seitdem liegt die 5d MK II rum und wird nur noch ab un zu aus dem Schrank geholt.
    Nach nicht einmal 2 Jahren entstand dann der Wunsch eine eigene, neue M zu kaufen.
    Seit Mitte November bin ich jetzt mit der Typ 240 und einem 50er Lux unterwegs und bin absolute begeistert. Das ist das Tool für meine Art der Fotografie.
    Irgendwann hat man sich auch daran gewöhnt den Preis der Kombi zu rechtfertigen…
    Ich wünsche Dir viel Spaß mit dem Backstein 🙂

  9. Auch, wenn ich finde, dass du wirklich gut schreibst, mach uns doch mit vielen Bildern neidisch! Gerne würde ich ja auch mal einen Vergleich mit einer deiner Nikons sehen! Dabei geht es mir nicht um Pixelzählerei sondern vor allem um die Atmosphäre der Bilder!

  10. „…..stolperte ich immer wieder über Bilder mit einem sehr speziellen Look..“

    Das würde mich mal interessieren. Was ist denn der spezielle Look? Und wie äußert sich dieser? Kann man das anhand von Aufnahmen belegen, die eindeutig einen „besonderen Look“ bei gleicher Brennweite z.B. ggü. einer D800 zeigen? Ich bin da auch einerseitz innerlich begeistert und es spielen Gefühle dabei eine große Rolle -der Blogbeitrag heißt j nicht umsonst „Leica macht glücklich“ und nicht etwa „Leica macht schärfere, kontrastreichere und bessere Aufnahmen“ .
    Als Naturwissenschaftler und aber auch Hobbyfotograf ist da auch die Frage nach dem „Gefühl“ aber genauso stark nach den Fakten. Deshalb meine Frage:

    Gibt es Beispiele, Bilder die im Vergleich zu anderen Kameras aufgenommen wurden die eindeutig zeigen, dass Leica hier einen ganz besonderen Look kreiert??? Oder betrachten wir diese Leicaaufnahmen und bewerten den ganz besonderen Stil der Eigentümer und Fotografen und wünschen uns auch so zu fotografieren und schreiben das einer besonderen Technik zu?

    Vielleicht mache ich mich diesem Beitrag ein riesen Fass auf, vielleicht kommen aber einfach ein paar Links zu Belegen und Bildern, die mich einfach überzeugen und dazu bringen diese Skepsis abzulegen.

    Bis dahin, toller Beitrag bisher!!!! Bin gespannt auf den Rest!

    Grüße
    rob

  11. Tolle Seite – Habe die erste Bekanntschaft mit einer M10 und das Neue Noctilux bei meinen Fotohändler gemacht.
    Faszinierendes Teil . Wenn der schnöde Mammon nicht wäre. Bei Durchsicht Deiner Bilder ist der 3D Effekt noch nicht so stark ausgeprägt wie er zu erzielen wäre. Speziell wäre das Teil für Konzertfotografie ein Burner, bei Halbdunkler Beleuchtung wie in Kirchen und Location . Verwende eine wesentliche Preisgünstigere X – Vario , aber bei richtiger Handhabung zieht diese Nikon und Co. das Fell über den Ohren. Etwas Dezente Lightroom Bearbeitung dazu und die Bilder sind Leica Like. Deine Meinung über Leica Objektive kann ich nur Bestätigen . Weltklasse in jeder Hinsicht. Farbneutral und Abbildungsqalität bei Offenblende. Wenn es schnelle Bilder geben muß dann kommt meine Sony A99 mit Sigma ART Objektiv zum Einsatz. Das ist auch kein Zipfiklatscher wie die Bayern sagen ,aber Leica ist unerreicht.

    LG. Tom Gergelyi

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