Als ich gerade über obiges Bild stolperte, fiel mir auf, dass ich schon länger keinen Tipp hier im Blog veröffentlicht habe. Hier also mein ultimativer Fokustipp: Autofokus und Auslöser entkoppeln!
Standardmäßig kommen alle mir bekannten Kameras so vorkonfiguriert in deine Hände, dass ich mit dem Auslöser gleichzeitig den Autofokus aktiviere und entsprechend scharf stelle. Super-convenient! Aber auch sinnvoll?
Ich persönlich kann mit keiner Kamera scharfe Bilder produzieren, die so eingestellt ist. Vermutlich, weil ich das so nie gelernt habe. Und was Hänschen nicht lernt…
Zu meiner Zeit wurde die Schärfe vorne am Objektiv justiert und am Auslöser – logisch – ausgelöst. Und ja, ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als ich am 300mm Objektiv am Spielfeldrand schneller fokussierte als der Kollege mit seiner neuen AF-Kamera. Bevor das hier in die „Opa erzählt von früher“ Kategorie abrutscht, gebe ich sehr gerne zu, dass das heute – zumindest in der Fussballbundesliga – unvorstellbar ist.
Zurück zum eigentlichen Thema: schau dir das obige Bild noch mal an. Mit der üblichen Kameraeinstellung fokussierst du auf das kleine Fahrrad und hältst den Finger solange halbgedrückt auf den Auslöser, bis der Vordergrund stimmt und drückst den Auslöser ganz durch. Und hoffentlich merkst du dann nicht, dass der kontinuierlicher Autofokus (Nikon: AF-C / Canon: AI-Servo) eingestellt war – sonst ist nämlich plötzlich der Vordergrund scharf. Das kann zu Krämpfen im Auslösefinger führen, wenn du lange auf den passenden Vordergrund warten musst. Und schon ist die Einstellung nicht mehr so „super-komfortabel“. Und weil ich es gerade merke: AF-A / AI Fokus gibt es an keiner Profikamera. Warum wohl? Weil er, wie ich schon erwähnte, Schwachsinn ist. Also rede ich hier nicht wieder drüber.
Das Tolle beim Entkoppeln vom Autofokus und Auslöser ist zweierlei. Erstens kannst du die Kamera immer im kontinuierlichen Autofokus benutzen und bist so super flexibel. Es ist plötzlich nämlich völlig egal, ob du ein bewegtes Objekt fotografierst oder ein ruhendes. Du musst die Kamera also nicht ständig in den Einstellungen verändern. Das Fokussieren klappt immer auf die gleiche Art und Weise.
Damit der Autofokus nicht mit dem Auslöser gemeinsam funktioniert, gibt es hinten bei allen Kameras einen AF-ON oder AE-L/AF-L Knopf und in den Menüs entsprechende Optionen. Bei Nikon schaust du einfach mal bei den Individualfunktionen und Autofokus und da bei AF-Aktivierung, die auf OFF stehen musst. Schon kannst du mit dem Auslöser nur noch Auslösen. Zum Scharfstellen nutzt du dann hinten einen der entsprechenden Knöpfe.
Obiges Bild noch mal als Beispiel genommen: ich fokussiere auf das kleine Fahrrad mit einer der hinteren Tasten. Dann kann ich die Finger bequem auf den Auslöser ruhen lassen und wenn der passende Vordergrund vorbei kommt, löse ich aus. Fertig. Ich kann die Kamera sogar bewegen – solange ich mir die Stelle merke von der ich aus fokussiert hatte. Einer Verfeinerung des Bildausschnittes steht nichts mehr im Weg. Und in sehr vielen Fällen ist es egal, welchen Fokuspunkt du gewählt hast. Tatsächlich nutze ich zu rund 95% den Mittleren. Das ist für mich der zweite Vorteil – falls dir bis hier nicht entfallen ist, dass ich vor zwei Absätzen von zweierlei schrieb.
Wie fotografiere ich nun mit dieser Einstellung ein Objekt, dass sich bewegt? Ganz einfach: ich lasse den Finger hinten auf den entsprechenden Knopf und löse aus, wenn ich will.
Falls du daran zweifelst, dass das geht: 100% der Sportfotos in meinem Blog, die mit Autofokus geknipst wurden, entstanden mit dieser Einstellung.
OK, obiges Bild habe ich mit einer kleinen Abwandlung des eben beschriebenen Tipps aufgenommen: ich habe gleich eine manuelle Linse verwendet 😉
Probier’s einfach mal aus. Aber lass dir etwas Zeit: die Umstellung bedarf etwas Umgewöhnung.
Toller Tipp Stefan, für alle die das noch nicht gewußt haben. Ich fotografiere eigentlich auch zu fast 100% so, geht auch am schnellsten, auch mit meiner Canon.
Ja, stimmt: ist überhaupt nichts neues 🙂
Danke für den Tipp. Ich habe mir schon gedacht, dass ich meine AF-Fähigkeiten weiter optimieren kann, denn bisher fand ich das auch gar nicht so komfortabel. Direkt mal ausprobieren…
Viel Spaß beim Ausprobieren 🙂
Vielen Dank für diesen wieder einmal sehr kurzweiligen und sympathisch geschriebenen Beitrag. Diese Technik wird ja immer mal wieder empfohlen. Ich muss wirklich noch einmal versuchen, mich damit anzufreunden.
Um meinen Fokus trotz etwaiger Vordergründe etc. zu behalten, nutze ich bisher immer nur den Fokus-Lock, den ich mir vorne auf eine Taste gelegt habe. Das artet manchmal aber auch nur in einer Fummelei und Zufallsfokussierung aus.
Ich werde die Trennung von Fokus und Auslöser noch einmal in Ruhe durchtesten.
Übrigens: Die Integration/Präsentation des Beitragsbildes ist ja schick!
So ist es !!! Toll erklärt
Einziger Nachteil entsteht dabei, wenn man dochmal einem Novizen die Kamera übergibt und ihm erklären muss was er tun muss damit das Gerät überhaupt auslöst =)
Auslösen geht immer. Nur das Bild wird nicht scharf. Aber mit so einer teuren Kamera ist es ja kein Problem, tolle Fotos zu machen 😉
Ich hab sie nie Auf Auslöseprio 😉
Ich immer, weil im Zweifelsfall die Kamera eh nicht weiß, wo ich die Schärfe habe 😉
Danke für den Tipp, das muss ich doch mal ausprobieren 🙂
…mal ein schlichtes und ehrliches DANKE dafür.
Bitte – BITTE – BIIIITTEEEEE fürhre diese Kategorie ein: “Opa erzählt von früher” – BITTE!!!
Da schließe ich mich Jörg an! Bitte diese Kategorie einführen, die fehlt echt 😉
Ich könnt’s mir auch nicht anders vorstellen
AF-C ist nur bei den „Amateurknipsen“ wie D7000 oder D600 etwas unpraktisch wenn man dank der sehr mittig liegenden AF Felder auf Fokussieren und Verschwenken angewiesen ist, um einen „vernünftigen“ Aufbau zu bekommen. Ansonnsten … Unterschrift drunter und danke Opa Groenveld.
Hallo und vielen Dank für diesen Tipp.
Ich hatte schon mal irgendwo darüber gelesen (ist schon länger her) und wollte das auch ausprobieren, aber irgendwie hatte ich das dann vergessen #-).
Damit das nicht wieder passiert werde ich gleich mal meine Kamera entsprechend umstellen und mal schauen, wie ich damit klar komme. Es scheint ja auf jeden Fall einige Vorteile zu haben.
🙂 sehr schön beschrieben und erklärt. Back to the roots. Danke Opa 🙂
Angst 😉
Hallo Stefan
Ich unterschreibe gerne alles, was du da zum Thema Trennung von AF und Auslöser schreibst. Aber es ist – zumindest bei mir – eine Mentalitäts- und Altersfrage…
So wie ich seit Beginn dieser Geräte zu blöd bin mit jeder wie auch immer gearteten Spielkonsole oder einem simplen Nintendo auch nur den Hauch einer Chance gegen den Junior zu haben, halte ich es auch mit dem AF. Kriege ich keinen einzigen Doppel-Joystick bewältigt, unterlasse ich tunlichst die Trennung von Auslöser und AF. Die Angst die gewünschte Szene im Basketball zu verpassen, ist zu groß. Auch wenn ich das nur als Hobbyist mache. Wäre ich 60/2, würde ich AF-mäßig aber auch so vorgehen wie du!
Grüße aus Bonn
Ralf
PS.: Ich habe dein Erkennungszeichen, das Millerntor-T-Shirt auf der Photokina vermisst 😉 Wobei du in Köln nicht so furchtbar viel verpasst hast, solltest du nicht da gewesen sein.
Bei den Spielekonsolen bin ich bei dir. An der 60/2 bin ich auch schon lange vorbei. Aber natürlich muss jeder für sich entscheiden, wie er mit seiner Kamera am Besten zurecht kommt. Es war nur ein Vorschlag, weil ich weiß, dass man da nicht ohne weiteres selbst drauf kommt.
Auf der Photokina war ich diesmal im Hemd. Schließlich fotografiere ich nun mit Leica 😉
Shocking – Leica… 😉 Aber das geht wirklich nicht – als St. Pauli „Pöbel“ dort auflaufen 😉
Sag’s nicht weiter, ich war auch bei Leica. Mit einem guten Bekannten, der für eine Bonner Tageszeitung den kompletten Sport fotografiert. Zur Feier des Tages hatte er seine analoge M4 (war es glaube ich) und seine Sparoptik mit: ein 2/40, das eigentlich auf die Minolta/Leica CLE gehört. Ich bin noch nicht reif für Leica, aber man weiß ja nie 😉 Wobei ich dann zur rund 100 Euro schöneren Leica-Variante einer Lumix greifen würde, die mir sehr gut gefallen hat…
Aber überhaupt Leica. Ich kenne Leute, die bei Erwähnung des Herstellernamens sofort Schaum vorm Mund bekommen. Und? Wer hatte denn die schönsten Bildausstellungen? Was habe ich die mitunter nicht knackscharfen und schrecklichen körnigen 😉 SW Rock-Konzertaufnahmen „meiner Jugend“ genossen… Einen Jimi Hendrix, den man erst „entdeckte“, als man sich mit dem Foto ein paar Minuten beschäftigt hatte. Was waren dagegen die glattgespülten Konzertlangweiler in Farbe…
Ralf
Eine schöne Ausstellung von Konzertfotos war im Hauptbahnhof. Weit weg von der Photokina…
Muss gestehen, dass ich mich oft über die Automatik geärgert habe, aber es erst durch Deinen Beitrag hinterfrage. Also lieben Dank, Stefan. Grüße aus Berlin in meine alte Heimat!
Ich nutze das Entkoppeln von Auslöser und Fokus auch hin und wieder, aber mit den Resultaten bin ich bei bewegten Motiven nicht hundertprozentig zufrieden. Wahrscheinlich auch, weil ich nicht weiss, was ich bei der Canon 5d Mark II einstellen soll.
Was würdest du beim Sport einstellen?
C.Fn IV-1: Auslöser AF-Starttaste (4 Optionen)
Bestimmt die Funktion des Auslösers und der AF-ON Taste.
Messung + AF Start: beim Druck auf den Auflösers wird der AF gestartet und die Belichtungsmessung vorgenommen.
Messung + AF Start/ AF Stopp: beim Durck auf den Auslösers wird AF und Belichtungsmessung gestartet, durch einen Durck auf die AF-ON Taste kann der AF wieder gestoppt werden.
Messung Start / Messung + AF Start: der AF wird durch die AF-ON Taste gestartet. Die Messung erfolgt unmittelbar vor der Aufnahme.
AE Speicherung / Messung + AF Start: durch das halbe Durchdrücken des Auslösers wird die AE Speicherung vorgenommen, Die AF-ON Taste startet AF und Belichtungsmessung.
Messung + AF Start / deakviert: die AF-ON Taste ist deaktiv.
Moin, moin,
was stört dich an den Ergebnissen und wie weicht das Ergebnis von deinen Erwartungen ab?
Ich nehm mal das extremste Beispiel, Eishockey, wo sich die Spieler sehr schnell bewegen. Bilde mir ein, dass beim Entkoppeln der Weißabgleich und die Belichtungsmessung besser funktionieren, aber bewegte Szenen z.B. ein Spieler im Sprint eher unscharf sind, als wenn der Fokus auf dem Auslöser liegt. Es kommt gefühlt auch darauf an, ob ich zwischen den Spielerbänken stehe und der Spieler seitlich (von links nach rechts) an mir vorbei fährt, oder ob ich in einer Kurve bin und der Spieler auf mich zu kommt bzw. ich auf den Torwart fokussiere, der sich ja eh kaum bewegt. Bei letzterem Standpunkt in den Kurven ist der Ausschuss mit Entkoppeln minimal geringer, an den Seiten höher.
Weissabgleich und Belichtung sind bei mir fest eingestellt, da sich in der Halle beides nicht ändert.
Zum Rest kann ich wenig sagen, da ich da noch nie Probleme mit dem Fokussieren hatte.
Hilfe! Ich bekomme es einfach nicht hin – das mit dem entkoppeln! Benutze eine Nikon D600 und fotografiere im Af-C Modus (kontinuierlicher Autofokus, richtig? um flexibel zu sein) und habe dann unter den Individualfunktionen f Bedienelemente AE-L/AF-L Taste auf AF-On (Autofokus aktivieren). Soweit richtig oder liegt hier schon ein Fehler?
Ich drücke also die AE-L/AF-L Taste und fokussiere … die Kamera stellt scharf … und dann verändere ich den Bildausschnitt, indem ich wegschwenke … lasse den Finger natürlich auf der Taste … und schwupps! stellt sie sich auf ein anderes Objekt scharf. Habe ich das falsch verstanden? Schreiben Sie nicht … Ich kann die Kamera sogar bewegen … Einer Verfeinerung des Bildausschnittes steht nichts mehr im Weg?!
Das kann ich nicht so nachvollziehen. Was mache ich falsch?!
Hab den Fehler gefunden! Muss den Finger von der Taste nehmen, wenn ich den Ausschnitt ändere!