Beim Fussballspiel am Samstag vom HSV gegen Mainz 05 gab es äußerst ungünstige Lichtbedingungen: bis zur Mittellinie Schatten, danach greller Sonnenschein. Bei der Belichtung der Bilder bedeutete das mehr als 3 Blendenstufen Unterschied. Also statt Blende 13, Blende 4 – oder statt 1/1000s Belichtungszeit plötzlich 1/100s. Im obigen Bild ist der Helligkeitsunterschied gut zu sehen.
Wie kannst Du nun einen solch starken Unterschied möglichst schnell kompensieren, damit Du auch Aufnahmen an der „Lichtgrenze“ fotografieren kannst? Jede Form von Automatik ist hier nämlich völlig überfordert. Auch wenn die Automatik in den letzten Jahren immer besser geworden ist. Aber woher soll die Automatik wissen, ob jetzt der Schatten wichtig ist oder das Licht? Eine Automatik wird immer nur einen Mittelwert bilden und deswegen entweder die Personen im Licht überbelichten oder die Spieler im Schatten unterbelichten – wenn auch nicht mehr so schlimm, wie noch vor einigen Jahren. Aber bei solchen Lichtbedingungen ist das menschliche Auge immer noch deutlich besser als die Kamera.
Hier ein Tipp, der nicht in allen Handbüchern beschrieben ist, denn er funktioniert erst, seit einem Firmwareupdate – es müsste das erste für die D3 gewesen sein. Mit der D3s funktioniert der Tipp auf jeden Fall auch, bei allen anderen Nikon Kameras allerdings nicht – das ist dann wohl einer der Unterschiede… Allerdings gibt Dir meine Beschreibung vielleicht einen Hinweis darauf, wie auch Du ohne eine solche Kamera schnell hin und her schalten kannst.
Die Funktionstaste kann in Kombination mit dem hinteren Einstellrad so programmiert werden, dass die Aufnahmekonfiguration gewechselt wird. Die D3 kann – wie viele andere Nikon Kameras – mit bis zu 4 verschiedenen Aufnahmekonfigurationen belegt werden. Ich habe zwei absolut identische für solche schwierigen Lichtbedingungen belegt. Halt, nein – nicht absolut identische Konfigurationen: sie unterscheiden sich in der ISO Zahl!
Für die Situation beim Spiel am Samstag bedeutete dies, dass eine Aufnahmekonfiguration auf ISO 100 (L1.0) stand und eine auf ISO1000 – erstere für die Lichtseite und die andere für die Schattenseite des Spielfeldes. Belichtungszeit und Blende waren identisch.
Wenn nun ein Spieler vom Licht in den Schatten gelaufen ist – oder umgekehrt – brauchte ich nur die Fn Taste drücken und gleichzeitig am hinteren Einstellrad einmal kurz drehen und schon hatte ich die richtige Belichtungszeit eingestellt. Praktisch, oder?
Natürlich kann es auch sehr spannend sein die Belichtungssituation bewusst und effektvoll zu nutzen, wie ich es bei meinem Bild vom Mainzer Siegtorschützen Aristide Bancé versucht habe: das Streiflicht lässt seine blonden Haare besonders gut zur Geltung kommen.
Bei den günstigeren Nikons kann man sich der zuschaltbaren ISO-Automatik bedienen. Zusammen mit dem S-, oder M-Modus sollte man somit Belichtungszeit und/oder Blende frei einstellen können. Die ISO-Automatik stellt dann je nach Lichtverhältnis die ausreichende Empfindlichkeit bereit. Das Beste daran ist, dass man angeben kann, ab welcher max. Belichtungszeit die Kamera die nächst höhere Empfindlichkeit nutzen soll. Auch die max. Empfindlichkeit lässt sich festlegen.
Man braucht also nicht einmal einen Knopf oder Rädchen zu betätigen. 🙂
@Magusomo, Das funktioniert natürlich mit allen Kameras – sogar mit Canon – aber funktioniert nicht mit diesen Lichtbedingungen. Denn Du müsstest Dich auf die Belichtungsautomatik der Kamera verlassen und genau das kannst Du nicht. Die Belichtungsautomatik ist schon bei ganz anderen Lichtbedingungen hoffnungslos überfordert – hier, bei diesem Licht, kannst Du es einfach absolut vergessen, irgendeine Automatik irgendeiner Kamera zu nutzen. Versuche es mal, du wirst sehr schnell verzweifeln.
Hi Stefan,
ich finde diesen Artikel erst jetzt. :-/
Am Wochenende beim Marathon steckte ich in einer ähnlichen Situation. Hinter den Läufern stand die Sonne, vorne am Start standen die Läufer im Schatten. Und ich habe ordentlich rotiert um die Kamera einstellen zu können. Aber da ich mal in den Schatten, mal in die Sonne fotografieren musste. Mal auf die Bühne, mal auf die Läufer habe ich mich für die halbautomatik entschieden. Und ja, die war komplett überfordert. Aber es war einfach nicht geügend Zeit da, jede Einstellung manuell zu machen. Der Countdown zum Start klingelt mir noch in den Ohren. Das fand ich wirklich unangenehm. Daher würde mich interessieren ob deine beiden oberen von der Belichtung her in Ordnung sind aus deiner Sicht. Der Hintergrund ist doch schon rechr ausgefranst oder? Meine Läufer sind von der Belichtung ok, nur der Hintergrund ist zu hell…
Würde mich freuen über deine Meinung…
Lg Heike
@heike, Hallo Heike,
Optimal sind die beiden oberen Bilder natürlich nicht. Aber du hast ja nur begrenzte Möglichkeiten auf Deinen Platz im Stadion Einfluss zu nehmen. Da muss man manchmal nehmen was kommt. Und bevor ich kein Bild habe, nehme ich einen ausgefranzten Hintergrund.
VG Stefan
Hi Stefan!
Nach meinen ersten Versuchen in der Sportfotografie bin ich auf deinen Blog gestossen. Für deine Profitipps erstmals vielenvielen dank!!
M traue ich mich nicht als Amateur, da ich jeweils so im Eifer am knipsen bin, bestimmt würde ich veränderte Lichtsituationen erst wahrnehmen wenns zu spät ist.
(Aber in einem Stadion ist vlt. beständigeres Licht als auf offenem Platz)
Abblendefunktion habe ich leider nicht, ich habe dann mit S und Mittenbetont oder Spotbemessung experimentiert. Würde dies dein geschildertes Problem nicht (ohne Umschalttaste) ebenfalls lösen?
P.S. Sehe gerade Artikel ist schon älter, 🙂 Werde den Blog aufjedenfall mit Freude weiterverfolgen
Auch wenn der Eintrag schon älter ist, antworte ich immer noch auf Fragen 😉
Spotmessung geht nicht, weil helle oder dunkle Trikots die Automatik beeinflussen.
Stadion ist übrigens wie offenes Feld – zumindest im Sommer 😉
Insgesamt bedarf es einfach etwas Übung, alles im Blick zu behalten. Niemand erwartet vom ersten Versuch perfekte Ergebnisse.
Hallo,
ich habe diesen Artikel heute gefunden u d würde gerne mal wissen, welche Einstellungen für eine Sportveranstaltung in der Sporthalle ist wenn die Lichtverhältnisse nicht optimal sind.
Ich selbs fotografiere seit Jahren mit einer Nikon D300 doch Sportveranstaltungen in einer nicht gut ausgeleuchtete Halle habe ich noch nicht versucht.
Gibt es da welche Tips und Tricks?
Ist es sinnvoller in JPG oder in RAW zu fotografieren?
Moin,
eine Halle hat imho keine schwierigen Lichtverhältnisse, weil sich das Licht nicht ändert und du kein Problem mit starkem Gegenlicht hast. Eine Halle ist einfach nur dunkel. Da helfen gute Optiken und hohe ISO.