Gestern war einfach zu schönes Wetter, um zu Hause zu bleiben. Also schnappte ich mir meine M und radelte drauf los. Zunächst wollte sich kein Motiv finden und da habe ich mich aus lauter Langeweile an eine der Möwen herangepirscht, die in zahlreicher Form in der Mittagshitzesonne am HVV-Fähranleger Fischmarkt saßen. Nach einigen Minuten langsamen Anschleichens, merkte ich, dass die Fluchtdistanz erreicht war. Mit meinen 50mm war ich vielleicht 2 Meter dran, als die Möwe abhebte und ich den einen Schuss mit meiner M machte. Absolutes Glück, dass die Möwe exakt im schmalen Bereich der vorgewählten Schärfe losflog. Und die Möwe zeigte dabei ein besonderes Gespür für Humor, mitten im Hamburger Gefahrengebiet wie eine Friedenstaube daher zu kommen.
Später wollte ich zu Hause wissen, welche Blende ich dabei verwendet habe. Ich kann mich ja noch erinnern, als ich solche Aufzeichnungen in einem kleinen Din A6 Büchlein notierte, da mein Erinnerungsvermögen schon früh kein Platz für 36 Aufnahmen hatte. Mittlerweile hat meine Gedächtnisleistung weiter nachgelassen, aber glücklicherweise hat die moderne Technik Abhilfe geschaffen. Jede Kamera zeichnet ihre Aufnahmedaten selbst auf. Diese sogenannten EXIFs zum Bild sagten mir, dass ich Blende 4.8 genutzt hätte. Nee, das kann nicht sein. Bei Blende 4.8 wäre bei 50mm Brennweite der Schärfebereich viel größer gewesen. Ich konnte mich aber noch dran erinnern, einen Graufilter genutzt zu haben.
Als ich mir andere Bilder des Tages anschaute, von denen ich wusste, dass ich sie mit ND-Filter fotografiert habe, entdeckte ich in den EXIF Daten Blendenwerte, die ich bestimmt niemals nutzen werde – und auch noch nie genutzt habe. Ein Verdacht kam mir in den Sinn.
Schnell probierte ich meinen Verdacht zu erhärten und machte eine Aufnahme bei Offenblende, schraubte den dreifach Graufilter auf meine M, wechselte die Belichtungszeit auf einen passenden Wert und löste erneut aus. Neugierig schob ich die SD-Karte in meinen Rechner und begutachtete die aufgezeichneten EXIF-Daten der beiden Auslösungen. Tatsächlich: der Blendenwert in den EXIFs hatte sich entsprechend meinem aufgesetzten Graufilter erhöht, obwohl ich den Blendenring gar nicht angefasst hatte.
Wunderwelt der Technik! Woher weiß die Kamera, welchen Graufilter ich aufgesetzt habe? Leica, Du verwunderst mich…
Die Frage ist wohl eher, wie Leica die Blende ermittelt. Vielleicht misst sie ja den Helligkeitsunterschied zwischen dem, was durch die Linse kommt und einem zweiten Sensor am Gehäuse?
Haben die Leica-Objektive überhaupt eine Blendenübertragung?
Nope, die haben keine Blendenübertragung. Der in den EXIF hinterlegte Wert ist eine Schätzung basierend auf dem, was auf dem Sensor bzw. dem Rangefinder ankommt.
Ja, klar. Du hast recht. Danke für den Hinweis.
Vielleicht hätte ich mich doch vor dem Kauf mit der Kamera beschäftigen sollen.
Warum denn? Ich dachte es geht gerade um diese Einfachheit bei Leica, sich eben nicht mit diesem ganzen Technik-Kokolores auseinandersetzen zu müssen.
Ja, schon klar – aber dann hätte mich das Verhalten der Leica nicht so verwundert 🙂
HEXENWERK!!
Friedenstauben werden zu Möwen,
Schuhe der Verachtung zu Klobürsten,
Wenn das keine Zeichen sind….
Yeah! 🙂
Unverschämtheit 😉 Aus so einem banalen Motiv einfach ein Foto zu machen 😉
Bewunderung aus Bonn!
Ralf
Du solltest bei deinen nächsten Fotos/Postings aber bitte immer deine gesamte Ausrüstung auflisten. Und das Ganze mit dämlichen Zitaten: Nicht die Technik ist wichtig… „würzen“
Duck und wech 😉
Juhu, Ralf ist aus dem Kommentarurlaub zurück. Mein Leben hat wieder einen Sinn!
🙂
Ich hoffe, es geht dir gut…
Die Möwe ist natürlich klasse. Beunruhigend finde ich aber die Randabschattung auf dem Bild. Produziert die Leica M mit einer 50 mm-Optik wirklich eine so eklatante Abschattung? Dass die Leica da so schwach ist, mag ich fast nicht glauben.
Die Randabschattung wirkt auch dadurch so stark, dass ich den Kontrast stark angehoben habe.