Ende 2000 hatte ich das erste Mal Kontakt mit mobilen GPS Empfängern. Die künstliche Ungenauigkeit war gerade von US-Präsident Clinton abgeschaltet worden und die Genauigkeit der Positionsangaben für die zivile Bevölkerung sank von 100m auf plötzlich nutzbare 10 bis 15m. Mein erstes einfaches GPS Gerät war eine große Hilfe, die nähere Umgebung um Hamburg herum mit meinem neuen Motorrad zu erkunden. Dafür scannte ich Straßenkarten mit Koordinatenangaben zu Hause am Rechner ein und kalibrierte die Karten mit einer speziellen – teuren – Software. Nun konnte ich die Straßenkreuzungspunkte in üblicher Koordinatenform mit Gradangaben auf dem Bildschirm meines Rechners ablesen. Diese Daten übertrug ich händisch in mein GPS Gerät und musste beim Benennen der Wegpunkte nur darauf achten, die richtige Reihenfolge zu befolgen und ob’s rechts oder links rum gehen soll. Bis zu 30 Wegpunkte konnte damals eine Route lang sein, danach musste ich die nächste Route laden. Am Motorrad hatte ich eine spezielle Halterung für mein GPS und der Bildschirm zeigte einen schwarzen Pfeil auf grünem Hintergrund zum nächsten Wegpunkt. Ich wusste also, dass in x Kilometer Luftlinie eine Kreuzung kommen muss, an der ich abbiegen soll. Hunderte von Kilometern bin ich so durch unbekanntes Gebiet gefahren und habe mich nie verfahren. Irgendwann hatte ich sogar bei einem GPS Geräte Hersteller eine Nebentätigkeit und beantwortete Fragen zu Geräten und Technik im Netz. Ich habe sogar einen kleinen Film gedreht, der auf den Hamburger Motorradtagen gezeigt wurde und Motorradfahrern, Lust auf’s Navigieren mit GPS machen sollte. Die Faszination GPS hat mich nie so richtig los gelassen.
Als ich von einem Multifunktionshandgriff für die Leica M las, war deswegen sonnenklar, dass ich dieses Zusatzgerät brauchte. Der Handgriff hat nämlich nicht nur einen Anschluss für eine Studioblitzanlage und bietet durchaus einen besseren Halt für die Kamera, sondern bringt auch die Koordinaten beim Auslösevorgang in die EXIF Daten. Die Frage, ob nützlich oder nicht, stellte sich mir nicht: ich finde einfach GPS Daten toll.
Im Leicaforum hatte ich schon gelesen, dass es Probleme mit der automatischen Uhrzeitsynchronisation geben soll. Tatsächlich ging direkt nach dem Einschalten der Kamera mit angesetztem Multifunktionshandgriff die Uhr rund eine Viertelstunde vor. Sobald der Handgriff das Signal der GPS Satelliten ordentlich eingefangen hat, stellt sich das Problem nicht mehr. Meine Leica M war die einzige Kamera im Hause Groenveld, die bei der Sommerzeitumstellung nicht manuell verstellt werden musste. Das GPS synchronisiert die Kamerauhr automatisch. Übrigens kann man dieses Feature auch deaktivieren, aber das steht nicht im Handbuch. Hier der Weg zum Ziel: Menü -> Datum/Uhrzeit -> Automatische Zeitzone -> AUS
Die Positionsbestimmung ist hinreichend genau. Die Positionsangaben werden in Grad mit Bogenminuten und Sekunden mit Höhenangaben in die Exif-Daten geschrieben. Die Antenne kann gar nicht optimal ausgerichtet die GPS Satelliten empfangen und daher ist eine Abweichung der Position um einige Meter nicht verwunderlich. Von daher hat mich die Genauigkeit der GPS Daten eher positiv überrascht. Es reicht auf jeden Fall problemlos aus, um zu wissen, wo welches Bild gemacht wurde. Endlich macht das Kartenmodul in Lightroom mal Sinn. Die Infotaste der Leica M informiert dabei jederzeit über den Status der Empfangslage. Mich würde bei der Anzeige noch die ungefähre Genauigkeit als Angabe in Meter interessieren oder wie viele Satelliten das GPS Modul gerade empfängt – und ich glaube, dann würde es auch weniger Diskussionen in den Foren geben.
Es ist auf jeden Fall ratsam, beim ersten Anschalten oder bei längerer Nichtbenutzung den Multifunktionsgriff-M rund eine Viertelstunde draussen an einem Ort mit klarer Sicht zum Himmel ruhig liegen zu lassen. Dann hat das Gerät die Chance, die Daten von den Satelliten zu empfangen, die bei zukünftiger Benutzung notwendig sind, um schneller eine Positionsbestimmung zu ermöglichen (sogenannte Almanach-Daten, deren Datenübertragung zwölfeinhalb Minuten dauert). Bei weiteren Verwendungen sollte sich die Leica M zunächst rund 3 Minuten bei guter Sicht zum Himmel in kleinem Aktionsradius befinden. Unter Bäumen oder bei Regen kann die Zeitspanne bis zur ersten Positionsbestimmung auch deutlich länger sein. Ja, GPS ist ein komplexes technisches Vorhaben – aber ich finde es absolut faszinierend, dass nur durch Entfernungsmessungen eine Position auf wenige Meter genau möglich ist.
Der Handgriff ersetzt die normale Bodenplatte der Leica M komplett. Neben Blitzanlagenanschluss gibt es noch einen SCA Adapter. Ferner ein USB Anschluss, was das Auslesen der Karte am Rechner ohne Abschrauben der Bodenplatte ermöglicht. Dafür muss im Menü die USB Option auf „Mass Storage“ gesetzt werden.
Für Menschen mit Noctilux nicht ganz unerheblich, ist auch der bessere Halt der Kamera in der Hand.
Fazit: nichts was man braucht, aber schön es zu haben.
Also den Handgriff könnte ich mir wohl schon leisten, aber das sieht dann wohl ein wenig albern aus, was? 🙂
Hallo Stefan,
hat der Griff auch eine eigene Stromversorgung zusätzlich?
Gruß Mark
Nein, hat er nicht. Und ja, dadurch wirst du mit dem Akku weniger Aufnahmen machen können. Das ist sehr davon abhängig, wie gut das GPS Signal ist.
Hallo Stefan, hat sich in Deiner Wahrnehmung bzgl. des Handgriffes in der Zwischenzeit eigentlich etwas verändert? Wie häufig kommt er zum Einsatz? Gibt es ein Firmware update, so dass sich das Leistungsvermögen gesteigert hat? Grüße aus Köln, dennys
Für bestimmte Aufgaben kommt er zum Einsatz: Tethered Shooting habe ich neulich mit ihm gemacht und regelmäßig nutze ich den Studioblitzanschluss für mein Licht. Von einem Firmwareupdate habe ich nichts gehört – ich habe mich aber auch nicht drum gekümmert.
Moin Stefan,
ist das der 14496 ?
Danke und viele Grüße
Jörg
Es gibt imho nur einen 😉
Ich besitze ihn nicht mehr und kann daher leider nicht mehr nachschauen.
Hallo,
wenn die softwareentwickler noch einige Megabyte Platz gelassen haben, dann so die software wie an der Panasonic Z61.
Die Kamera schreibt auch im Klartext den Aufnahmeort in das Display.
Mit lokalgespeicherten Daten, egal ob bei Grenoble oder in Island.