Vom Kiez zum Kap

Am Freitag abend war es tatsächlich soweit und der Road-Movie „Vom Kiez zum Kap“ hatte Premiere. Inhaltlich geht es im Groben um zwei Spieler vom FC St. Pauli, die aus einer Bierlaune heraus mit ihrem Bulli vom Kiez nach Kapstadt fahren. Das war schon 2010, als der FC St. Pauli um den Aufstieg spielte und in Südafrika die WM folgte. Dass der Film erst jetzt öffentlich präsentiert werden kann, zeigt wie schwierig es ist, Bewegtbilder ausserhalb der Hollywoodmaschinerie zu finanzieren.

OK, es ist auch ein sehr spezieller Film. Wer eindrucksvolle Landschaftsbilder aus fernen Ländern erwartet, wird eher enttäuscht werden. Dieser Film hat seine stärksten Momente, wenn zwei Fans vom FC St. Pauli irgendwo in Afrika versuchen ein wichtiges Livespiel zu verfolgen. Immer wieder ist der Verlauf der Zweitligasaison vom FC St. Pauli die Klammer für die Erzählungen der beiden Bullifahrer. So entsteht neben der Darstellung der Reisestrecke auf einer Landkarte eine spezielle Erzählform vom Zeitablauf der Reise. Die geht mit dem Aufstieg verloren und es ist nicht mal halb so interessant, wie zwei Fussballspieler auf Reisen sich über den Gewinn des ersten Spiels der deutschen Mannschaft bei der WM2010 freuen. Aber eigentlich hätten die beiden Reisenden da auch schon längst in Kapstadt sein sollen. Auf solchen Fahrten klappt eben längst nicht alles wie geplant. Irgendwann kommen sie aber trotz aller Umstände in Kapstadt an.

Am Freitag lief der Film im Rahmen der „Filmnächte am Millerntor“ und es war rappelvoll. Ich schätze mal, dass zweieinhalbtausend Leute gekommen waren. Vermutlich gibt es auch keinen würdigeren Rahmen für diesen Film, als ihn am Millerntor zu zeigen. Es wäre wünschenswert, wenn der Film einen Verleih und weitere Spielorte finden würde. „Vom Kiez zum Kap“ ist eine gelungene Unterhaltung – zumindest für Fans vom FC St. Pauli. Oder wie sagte es mein Sitznachbar am Ende des Films so schön: „Diese kleinen Geschichten sind genau der Grund, warum ich diesen Verein so liebe.“ Stimmt!

  1. Prima Zusammenfassung.
    Zur Ergänzung vielleicht noch die quantitativen Anteile:
    70 % = FC St. Pauli
    10 % = Reise
    10 % = Bulli
    5 % = WM
    Wer eine Abenteuer-Doku erwartet, bekommt etwas ganz anderes – aber dass war zumindest am Premierenabend nicht schlimm. Tolle Stimmung, prima Event – eben wie St. Pauli so ist.

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