Bei Aufnahmen mit wenig Licht trennt sich bei digitalen Fotokameras die Spreu vom Weizen. Das Stichwort lautet: High ISO Performance.
Anfang 2008: aus einer Verkettung unglücklicher Umstände, mache ich das Beste und kaufe mir eine Nikon D3. Plötzlich war ich der König der Nacht. Absoluter Wahnsinn, was für Motive mit dieser Kamera möglich waren. Wenig Licht rief auf einmal keine Verkrampfung in der Bauchgegend mehr hervor, sondern wurde eine Chance, die es wahrzunehmen galt. Das letzte Mal, dass ich über feine Details bei schlechten Lichtbedingungen so sehr gestaunt hatte, war als ich erstmals einen T-Max3200 in meinen Vergrößerer spannte. Hammer! Sowas geht eben nur mit einem Vollformatsensor.
Über letztere Feststellung und meine damalige Euphorie kann ich in 2013 nur lachen. Die HighISO Performance der Nikon D3 ist nun im APS-C Cropsensor angekommen. Während ich für die D3 noch knapp 5000€ berappen musste, kannst du heute eine ähnliche Qualität bei wenig Licht zum Beispiel in einer Fuji X-M1 für unter 700€ bekommen. Um mir selbst das zu beweisen, bin ich nochmal in die gleiche Strasse von Sankt Pauli gegangen, wie 2008 und suchte ein Fahrrad im Dunkeln. Kein spektakuläres Bild, aber es macht meiner Meinung nach den technischen Fortschritt am Sensor deutlich.
OK, der Preis der D3 beinhaltet noch ein paar Qualitätsmerkmale mehr und rechtfertig daher meiner Meinung nach diesen auch. Immerhin fotografiere ich auch heute noch mit der Nikon D3 – die hat mit rund 400000 Auslösungen ihr Geld wirklich verdient.
Aber die Technik hat sich in atemberaubender Art weiterentwickelt. Probier’s mal aus und nimm eine aktuelle Kamera in die Hand. Selbst der noch kleinere Microfourthirds Sensor der Panasonic GX7 liefert erstaunliches. Jetzt kommt ja wieder die Zeit der langen Dunkelheit. Es gibt also genügend Möglichkeiten, mich eines besseren zu belehren.
Klar muss aber auch sein, dass schlechtes Licht immer noch schlechtes Licht ist – egal bei welcher ISO Zahl. Deswegen spreche ich in diesem Text ja auch von wenig Licht 🙂
Fazit: es ist nicht die Kamera. Die Kamera ist ein Werkzeug in Deiner Hand und noch nie gab es für so wenig Geld so vielfältige Möglichkeiten, Deine fotografische Kreativität zum Leben zu erwecken.
Mein Tipp: geh raus, probiere die Grenzen Deiner Kamera aus, versuche sie zu umgehen – und fotografiere.
Wie wohltuend im Vergleich zu anderen! Es ist überhaupt keine Frage, dass sich APS-C- und mFT-Sensoren und die daran hängende Kette qualitativ weiterentwickeln! Wenn aber die Begeisterung über die neue Technik/Kamera ein – wie der Schwabe sagt – „Gerüchle“ bekommt, sehe ich rot. Sprich, wenn man das Gefühl nicht los wird, dass da jemand Kameras zu Testzwecken überlassen bekam, in der Hoffnung des großzügigen „Überlassers“ besonders positiv darüber zu berichten…
Ganz anders sieht es aus, wenn es zumindest so rüberkommt, dass der „Tester“ das Gerät ehrlich selbst erworben hat! Nachdem ich mit eigenen, kostspieligen (!) FT- und mFT-Experimenten 2x maßlos enttäuscht wurde, bin ich sehr vorsichtig und hellhörig geworden. Wo (sinngemäß) „der schnellste AF“ der Welt eine einzige Enttäuschung war… Wenn da immer wieder das Ende der DSLR herbeigeredet und dabei so getan wird, als wäre die Entwicklung der DSLR zu Ende. Natürlich fotografiert nicht jeder Sport, aber solange KEINER mit der – sagen wir – Oly OM-D E-M1 und einem 1,8/75 in eine Handballhalle geht, obwohl ihm das problemlos möglich wäre, um zu belegen, wie gut der Mirrorless-AF mittlerweile ist, bleibe ich skeptisch! Es geht überhaupt nicht darum, dass man mit mFT keine professionelle Fotos erstellen kann. Ich käme auch nicht auf die Idee den müden Liveview der DSLR mit Video zu traktieren. Das kann sogar meine uralte Sony NEX3 besser!
Auch bei der fortschreitenden Technik lautet die Frage/Antwort eben nicht Vollformat DSLR ODER (Wechsel in) spiegellose Systeme sondern DSLR UND spiegellose Systemkamera. Wenn man der Schlepperei verständlicherweise müde ist und es sich leisten kann und will. Dann soll man das aber auch ganz deutlich so schreiben! Und das vermisse ich zu oft! Aber eben hier nicht! Für die Familienferienfotos habe ich die Vollformat DSLR auch in der Tasche gelassen und die leichte Sony Alpha 3000 samt zwei Kitzooms genommen.
Ralf
@Ralf: Das sehe ich genau so.
Schön, hier einfach mal einen nüchternen Vergleich zu sehen und ein paar niedergeschriebene Gedanken zu dem Thema. Ansonsten hat man im Netz doch immer häufiger den Eindruck, dass Beiträge ein gewisses „Geschmäckle“ haben.
Dazu fällt mir aber auch folgendes ein: „Warum werde ich nicht satt?“
Warum muss man krampfhaft wieder nach etwas neuem suchen, wenn man den Schrank schon voller Premium-Linsen hat. Liegen die Grenzen dann nicht eher woanders?
Natürlich hat solch eine Systemkamera ihre Vorzüge -> als Ergänzung!
Den Niedergang der DSLRs zu predigen erachte ich als ungeheuerlich.
Stimmt, FF ist schon was geiles. Bei ISO 6400 denke ich noch nicht mal über Rauschen nach. Bei 12800 muss sich Lightroom schon anstrengen, geht aber immer noch akzeptabel. Irgendwann muss ich 25600 mal probieren… Aber dafür ist die 5d ja auch bekannt 🙂
Gestern war ich auf der X-M1 Roadshow von Fujifilm… ich wünschte, du wärst der Dozent gewesen … (Keine Kritik an der Kompetenz des Dozenten – aber Begeisterung fürs Produkt sieht anders aus…)
Gruß
Andreas
Bei Katja?
Ne… will hier aber auch gar kein Bashing betreiben… war nur etwas enttäuscht…
Wollte auch nicht zum Bashing aufrufen. Hatte nur mitbekommen, dass Katja das gemacht hat und positives gelesen. Wusste gar nicht, dass es da mehrere Veranstaltungen gab. Fuji Deutschland ist wohl personell nicht so aufgestellt, um den Ansturm zu bewältigen. Das klappt in England ganz anders. Als ich beim GPPLondon war, lief jeder zweite Teilnehmer mit einer Fuji rum…
was mich zu der Frage bringt: bietest Du gar keine Workshops an? Und warum nicht? 🙂
Ich habe schon Workshops angeboten, aber derzeit keine Zeit – und meine Räumlichkeit, in der ich die Workshops machte, wurde verkauft…
wieder gefunden 🙂